Washington und Seoul demonstrieren Stärke

Gemeinsames Militärmanöver heizt die Spannungen auf der Koreanischen Halbinsel weiter an

  • Lesedauer: 3 Min.
Nach dem Feuergefecht zwischen Nord- und Südkorea im Gelben Meer planen Seoul und Washington als Machtdemonstration ein gemeinsames Militärmanöver.

Seoul/Berlin (Agenturen/ND). US-Präsident Barack Obama versicherte in Washington, dass sein Land im Konflikt mit Pjöngjang »Schulter an Schulter« mit Südkorea stehe. Die Behörden in Seoul teilten am Mittwoch mit, beim Angriff aus Nordkorea am Dienstag auf der Insel Yonpyong seien außer zwei Soldaten auch zwei Zivilisten ums Leben gekommen.

Die viertägige Militärübung der südkoreanischen und der US-Armee solle am Sonntag im Gelben Meer beginnen, teilte das US-Truppenkontingent in Südkorea mit. Das Manöver mitsamt dem Flugzeugträger »USS George Washington« sei schon lange geplant gewesen. Es zeige aber die Verpflichtung der USA zu »regionaler Stabilität durch Abschreckung«. In Südkorea sind 28 500 US-Soldaten stationiert. Die Regierung in Seoul kündigte an, dass sie das Militär auf Yonpyong und anderen Inseln in der Nähe der umstrittenen Seegrenze zu Nordkorea verstärken werde. Nach südkoreanischen Angaben waren am Dienstag aus dem Norden 170 Granaten in Richtung Yonpyong geschossen worden. 80 davon seien auf der Insel eingeschlagen, Südkorea feuerte zurück. Pjöngjang bestritt die südkoreanische Darstellung und erklärte, südkoreanisches Militär habe »trotz Warnungen« in Richtung nordkoreanischer Hoheitsgewässer geschossen. Die Insel Yonpyong liegt westlich der Koreanischen Halbinsel im Gelben Meer, unweit der Seegrenze, die nach dem Ende des Koreakriegs 1953 festgelegt worden war und von Nordkorea nicht anerkannt wird.

Vor dem südkoreanischen Verteidigungsministerium forderten über 100 Demonstranten mit Rache-Rufen Vergeltung gegen den Norden. Sie steckten KDVR-Flaggen sowie Porträts von Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il und dessen Sohn und designiertem Nachfolger Kim Jong Un in Brand. Etwa 40 weitere Demonstranten versammelten sich in der Nähe der US-Botschaft in Seoul, um nordkoreanische Flaggen zu verbrennen. Die Regierung sagte Gespräche mit Nordkorea über Familienzusammenführungen ab und setzte Fluthilfen für das Nachbarland aus.

Angesichts des Konflikts wurden die Appelle an China lauter, mäßigend auf Pjöngjang einzuwirken. Peking solle seinen »bedeutenden Einfluss auf Nordkorea« nutzen, um die Spannungen zu verringern, sagte Japans Regierungschef Naoto Kan in Tokio.

US-Präsident Obama hatte zuvor China in einem Interview mit dem US-Fernsehsender ABC aufgerufen, Nordkorea zur Beachtung der »internationalen Regeln« zu bewegen. Peking zeigte sich »angesichts der Situation beunruhigt« und rief beide Seiten zu Gesprächen auf.

Das Auswärtige Amt bestellte am Mittwoch den nordkoreanischen Botschafter ein. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Pjöngjang solle weitere »Provokationen« unterlassen.

Die LINKE erklärte, auf keinen Fall dürfe der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea weiter angeheizt werden. Die Entsendung eines US-Flugzeugträgers zur Koreanischen Halbinsel sei ebenso kontraproduktiv wie die kriegerische Sprache Nordkoreas. »Notwendig ist jetzt sachliche Vermittlung und Konfliktminderung«, sagte Wolfgang Gehrcke, außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion. »In dem speziellen Konflikt zwischen Nord- und Südkorea fällt die UNO als Klärungsinstanz aus. Das erhöht die direkte Verantwortung der USA und Chinas«, so Gehrcke.

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