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Spiel mit dem Feuer
Laurent Gbagbo spielt wieder mit dem Feuer. Der amtierende Präsident von Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) will nicht anerkennen, was höchstwahrscheinlich ist: Er hat die Stichwahl gegen seinen Konkurrenten Alassane Outtara verloren. Warum sonst sollten seine Anhänger gewaltsam verhindern, dass ein Sprecher der unabhängigen Wahlkommission die Ergebnisse des Urnengangs verliest? Wie sonst soll der gestrige Überfall mit mindestens acht Toten auf ein Parteibüro Outtaras verstanden werden, wenn nicht als indirektes Eingeständnis einer Niederlage?
Gbagbo amtiert seit 2000. Damals konnte er die Präsidentschaftswahlen nur gewinnen, weil wegen eines neuen Staatsbürgerschaftsgesetzes Millionen Ivoirer nicht wählen durften und der vormalige Premier Alassane Outtara nicht kandidieren. Mehrfach gelang es Gbagbo, die im Friedensabkommen von 2007 festgeschriebenen Neuwahlen aufzuschieben. Mit dem Abkommen wurde ein fünfjähriger Bürgerkrieg oberflächlich beigelegt und die unselige Ivoirité-Klausel pro forma ad acta gelegt. Doch die Kluft zwischen Nord und Süd, zwischen den Millionen Einwanderern und den Alteingesessenen im Süden blieb ebenso wie die UN-Soldaten als Puffer zwischen dem rebellischen Norden und dem dominanten Süden.
Gbagbo warf der Wahlkommission immer wieder vor, Wähler zu registrieren, die keine Ivoirer sind. Gbagbo ließ seine Milizen nicht entwaffnen und behielt damit sein Faustpfand für alle Fälle. Gbagbo wäre unter normalen Umständen nie an die Macht gekommen, umso zäher wehrt er sich nun gegen den Machtverlust. Das Risiko eines neuen Bürgerkriegs scheint er dabei nicht grundsätzlich zu scheuen.
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