Wikileaks-Aussteiger kritisiert Assange

Domscheit-Berg entwickelt derzeit neue Enthüllungsplattform

  • Lesedauer: 2 Min.
Berlin (dpa) - Der Wikileaks-Aussteiger Daniel Domscheit-Berg geht mit seinem früheren Weggefährten Julian Assange hart ins Gericht. Die Art, wie die Enthüllungsplattform derzeit häppchenweise die vertraulichen Dokument des US-Außenministeriums veröffentliche, sei »Verrat an dem ursprünglichen Wikileaks-Prinzip«, sagte Domscheit- Berg dem Wochenblatt »Der Freitag«.

Der Grundgedanke der Organisation sei ursprünglich gewesen, dass »die Öffentlichkeit und möglichst viele Medien auf die Informationen Zugriff bekommen, ohne das jemand ­ aus welchen Gründen auch immer ­ diskriminiert wird«, betonte Domscheit-Berg. Er war im Streit mit Assange bei Wikileaks ausgeschieden und baut derzeit eine eigene Enthüllungsplattform mit dem Namen Openleaks auf.

Die wenigen Medien, denen Wikileaks Zugriff auf die kompletten Daten gewährt hat - etwa »Der Spiegel« oder der britische »Guardian« - hätten dadurch einen Wettbewerbsvorteil bekommen. »Das heißt, Wikileaks ist nicht mehr neutral, sondern entscheidet vollkommen subjektiv, mit wem es nun zusammenarbeitet.«

Auch Assange kritisierte der frühere Wikileaks-Sprecher direkt: »Ich finde, er hat die Organisation zu stark an sich geknüpft.« Assange bekomme sehr viel Aufmerksamkeit. »Das war es dann aber auch fast schon.« Irgendwann habe der Name »Julian Assange« bei Google News den Begriff »Wikileaks« überholt. »Das zeigt, dass es sich mehr um einen Hype um seine Person und vielleicht die politischen Konflikte der Organisation handelt, aber weniger um die veröffentlichten Inhalte«, monierte Domscheit-Berg.

Der Internet-Aktivist schreibt derzeit ein Buch über seine Zeit bei Wikileaks. »Ich glaube, dass hinter den Kulissen viel abgelaufen ist, von dem die Öffentlichkeit erfahren sollte und von dem sie auch einen Mehrwert hat.« Dies könne auch das Bild der Organisation Wikileaks wieder geraderücken ­ sowohl im Positiven wie im Negativen.

Seine Plattform Openleaks solle als ein dezentrales System von sicheren elektronischen Briefkästen aufgebaut werden, erläuterte Domscheit-Berg. Die Idee ist, dass Journalisten sichere Briefkästen bekommen, an die Informanten Nachrichten schicken können, ohne die Gefahr entdeckt zu werden.

Weiterlesen: Aus Fehlern lernen: OpenLeaks
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