Verschwundene Leichtigkeit

Hertha BSC will ausgerechnet gegen Spitzenreiter Aue Negativserie in 2. Bundesliga stoppen

  • Philipp Zielske
  • Lesedauer: 2 Min.

Hauptstadt gegen Provinz, Etatkönig gegen Armenhaus, Aufstiegsfavorit gegen Underdog – die Bezeichnung »David gegen Goliath« ist wohl selten so zutreffend wie vor dem Spiel der Hertha aus Berlin gegen die Mannschaft aus dem Erzgebirge. Doch sportlich betrachtet führen die »Veilchen« aus Aue diese Betrachtung ad absurdum.

Als Tabellenführer kommen die Mannen um Trainer Rico Schmitt am Sonntag ins Olympiastadion. Mit viel Selbstbewusstsein und mehr als 10 000 Fans im Rücken, wollen die Gäste auch beim Tabellenfünften Punkte mitnehmen. »Berlin wird keine Sightseeingtour. Die Vorfreude und Erwartungshaltung sind groß. Wir sind krasser Außenseiter, wir können hier doch nur gewinnen«, stapelt Trainer Schmitt gewohnt tief. Mit einem Sieg würde man den Vorsprung auf Hertha auf fünf Punkte ausbauen und einen großen Schritt Richtung Herbstmeisterschaft machen.

Das wollen die Berliner selbstredend verhindern. »Dieses Spiel ist doch wie geschaffen für eine Wende. Das Stadion wird voll und wir haben die Chance, den Tabellenführer zu stürzen«, sagt Trainer Markus Babbel. Auf Plakaten wirbt Hertha mit gespielt provozierender Hauptstadtarroganz: »Wir haben mehr Fans als Ihr Einwohner.« Und Publikumsliebling Andreas »Zecke« Neuendorf legt nach: »Wir müssen so viel Gas geben, dass Aue mit null Punkten nach Hause fährt und denkt: Hertha ist der absolute Favorit für den Aufstieg.«

Solche Aussagen nehmen die Auer gern als Zusatzmotivation. »Es muss für Fans und Spieler ein Leckerbissen sein, in so einem tollen Stadion aufzulaufen. Hertha ist das Nonplusultra«, sagt Oliver Schröder, der in Berlin geboren wurde und in der Jugend sowie von 2004 bis 2006 für Hertha in Bundesliga und Europapokal spielte. »Aber Hertha steht auch unter Druck«, fügt er hinzu.

»Positiven Druck« nennt es Herthas Manager Michael Preetz und Markus Babbel muss zugeben, dass »die Leichtigkeit des Saisonbeginns verschwunden ist«. Nervosität macht sich breit an der Spree und die Verantwortlichen treffen ungewöhnliche Maßnahmen um die Serie von drei Niederlagen zu stoppen: Babbel ließ unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren und installierte Neuendorf als Wachrüttler. Darüber hinaus verpasste sich die Mannschaft einen Maulkorb. »Sie will sich auf das Sportliche konzentrieren und sich durch nichts ablenken lassen«, begrüßte Babbel den Entschluss.

Hoffnung schöpft der Trainer aus der Rückkehr von André Mijatovic und Raffael. Wie er die beiden einzusetzen gedenkt, wollte er allerdings nicht verraten. »Wir werden mit einem System auflaufen, das uns den Sieg bringt«, übt sich Babbel in Zweckoptimismus. Sollte dies nicht gelingen, könnte es auch für den Übungsleiter langsam ungemütlich werden.

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