Wer träumt noch von Modelleisenbahnen?

  • Charlotte Noblet
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Modelleisenbahn war eine lange Zeit ganz oben auf dem Wunschzettel für den Weihnachtsmann. Aber heute? Die Gründer der größten Modelleisenbahn der Welt kommen zu Wort.
Wer träumt noch von Modelleisenbahnen?

"I had a dream" - So etwa fängt die Wundergeschichte der Zwillingsbrüder Braun in Hamburg an. Wie viele Andere hatten sie als Kinder mit der Modelleisenbahn gespielt, die zu Weihnachten heiß ersehnt war und sich dann doch für andere Sachen interessiert, wie das Leben eben so ist. 2000 kamen aber die Erinnerungen bei Frederik während seiner Ferien in der Schweiz wieder hoch: "Der rief mich an und wollte die größte Modelleisenbahn der Welt bauen!" erinnert sich sein Zwillingsbruder Gerrit. "Als Kind wollten wir schon immer einen Keller voller Modelleisenbahnen einrichten. Es wäre als Hobby irgendwie noch vorstellbar, aber als Geschäftskonzept... Ich habe die Idee von Frederik für verrückt gehalten, aber er rief mich immer wieder an! Dann habe ich bemerkt, dass der daran glaubte und nicht nur einfach so im Superlativ sprach. Ich habe also angefangen, nachzudenken, was geht, was geht nicht , worauf wir aufpassen müssen, usw. So fing es an, denke ich."

Heute ist die größte Modelleisenbahn der Welt in der Speicherstadt in Hamburg zu sehen. 185 Personen sind damit beschäftigt, 12 000 Meter Gleis auf 1150 Quadratmetern am Laufend zu halten. 890 Züge fahren durch Österreich, Knuffingen, den Harz, Hamburg, Amerika, Skandinavien und die Schweiz. Um die fahrenden Wagen herum sind 1000 und 1 Detail mit viel Humor präsentiert: 250 000 Einwohner zählt bisher das Miniatur Wunderland. "Natürlich lassen wir uns von der Realität inspirieren, aber wir können alles gestalten, ganz wie wir es wollen!", sagt Frederik. "Hier kann man wirklich wach träumen. Ich finde immer toll zu beobachten, wie unsere Besucher Glanz in den Augen bekommen und oft in die Kindheit zurückversetzt werden."

Um die 1,1 Million Personen besuchen jedes Jahr das „Miniatur Wunderland“. "Nur 9% unserer Besucher sind Hamburger. Viele kommen aus der Schweiz, aus Österreich und ganz Deutschland. Nicht weil wir Abschnitte dieser Ländern auf dem Modell anbieten, sondern weil es dort eine große Affinität zu Zügen gibt", erzählt Gerrit. Zurzeit ist das Miniatur Wunderland etwas weniger als sonst besucht: Die Leute reisen weniger, die Schülergruppen der Klassenfahrten landen eher auf den Weihnachtsmärkten. Eigentlich ist es angenehm, um sich das Modell unter Tages- und Nachtlicht ganz in Ruhe anschauen zu können.

Im Shop werden doch nicht mehr so viele Weihnachtswünsche erfüllt. "Wenn sie vor dem Modell stehen, wollen natürlich viele Kinder auch einen Zug haben. Aber ihr Traum ist nicht mehr so nachhaltig wie bei uns früher", sagt Frederik. " Es gibt heutzutage eine so große Auswahl an Geschenken zu Weihnachten!" Den Modelleisenbahn-Firmen geht es deshalb auch nicht mehr so gut - außer vielleicht denjenigen, die um das „Miniatur Wunderland“ herum ihre Produkte verkaufen - auch in der Weihnachtszeit. Ein Glück: Denn obwohl die Modelleisenbahn nicht mehr auf dem Wunschzettel für den Weihnachtsmann steht, hat manchmal der Weihnachtsmann selbst noch einen etwas kindlichen Impuls...

Mehr Infos über das „Miniatur Wunderland" HIER

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