EZB-Entscheidung ohne krasse Folgen

Märkte zeigen sich unbeeindruckt

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Frankfurt am Main (dpa/ND). Der EU-Gipfel und die Kapitalerhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) haben am Freitag an den angespannten Märkten für Staatsanleihen aus finanzschwachen Ländern zu keiner großen Erleichterung geführt. Anleihen aus Ländern wie Irland gaben sogar leicht nach, während die als besonders sicher geltenden deutschen Anleihen stiegen. Der deutsche Aktienindex Dax und das Euroland-Börsenbarometer Euro Stoxx 50 lagen am Nachmittag jeweils 0,4 Prozent unter dem Vortagesniveau.

Der EU-Gipfel hatte am Donnerstagabend in Brüssel beschlossen, von 2013 an ein dauerhaftes Sicherheitsnetz für Pleite-bedrohte Staaten wie Griechenland aufzuspannen. In der Schlusserklärung des Gipfels, die am Freitag verabschiedet werden sollte, zeigten sich die 27 Staaten entschlossen, »alles Erforderliche für die Stabilität des Euro-Gebietes zu tun«.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Vortag bereits beschlossen, ihr Grundkapital auf 10,8 Milliarden Euro fast zu verdoppeln. Dadurch wäre sie bei etwaigen Ausfällen von Staatsanleihen bilanziell besser aufgestellt.

Trotz der Zusagen von Staaten und Zentralbanken liegen die Renditen von Anleihen aus starken und schwachen Ländern weiterhin extrem weit auseinander. So rentiert die zehnjährige Staatsanleihe Griechenlands bei rund zwölf Prozent – dies ist ein Indikator für die Höhe des Zinssatzes, die Griechenland bei der Kapitalaufnahme am Markt zahlen müsste. Vergleichbare Papiere Irlands rentieren bei über acht Prozent. Zum Vergleich: Deutsche Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit werfen derzeit ungefähr drei Prozent ab.

»Der Gipfel brachte das Erwartete«, kommentierte die Commerzbank die Brüsseler Entscheidungen. Trotzdem könnten nach der Jahreswende die Renditeaufschläge für Länder wie Portugal oder Spanien wieder steigen. Drohe die Krise zu eskalieren, wären die von Deutschland und Frankreich abgelehnten gemeinsamen Anleihen aller Euro-Länder »schnell wieder auf der Tagesordnung«.

Die Citigroup wertete die Kapitalerhöhung der EZB in einer Kurzanalyse als Maßnahme, mit der die Notenbank ihren Widerstand gegen die Übernahme zu hoher Risiken durch den Ankauf von Staatsanleihen betone. Die EZB hat seit Mai Staatsanleihen schwacher Länder im Wert von 72 Milliarden Euro angehäuft.

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