Werder akzeptiert die »A-Frage«

Aufsteiger Kaiserslautern verschärft mit dem 2:1 die Krise in Bremen

  • Andreas Frank, SID
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war Klubboss Klaus Allofs höchstpersönlich, der die »A-Frage« auf den Punkt beantwortete. »Ja, wir stecken im Abstiegskampf. In unserer Tabellensituation ist man im Prinzip immer in Gefahr«, sagte Werder Bremens Vorstandsvorsitzender und knetete nervös seine Hände. Die 1:2-Niederlage gegen den Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern war das Spiegelbild einer verkorksten Hinrunde, mit 19 Punkten die schwächste in der elften Saison unter Trainer Thomas Schaaf.

Der sichtlich deprimierte Werder-Coach vermied zwar sehr bemüht das bisherige Bremer Tabuwort, doch der Ernst der Lage war ihm nach der dritten Heimniederlage der Saison durchaus bewusst: »Wir stecken da, wo wir in der Tabelle stecken.« Nur noch vier Punkte trennen die Norddeutschen vom Relegationsplatz 16.

Dass die Probleme bei den Hanseaten nicht nur rein sportlicher Natur sind, dafür lieferte Aaron Hunt fast schon den schlagenden Beweis. »Wir spielen nicht gegen den Abstieg«, verkündete der Nationalspieler mit nicht besonders gut markiertem Selbstvertrauen. Eine Aussage, die bei seinem Sportdirektor gar nicht gut ankam: »Einige bei uns haben ihren Beruf noch nicht zu Ende gelernt.«

Ohne Claudio Pizarro (muskuläre Probleme) und Hugo Almeida (Rotsperre) hatten die Bremer gegen einen selbstbewussten Aufsteiger scheinbar auch das Toreschießen verlernt. Es brauchte schon einen von Hunt verwandelten Foulelfmeter (34.), um wenigstens eine Halbzeit lang einigermaßen im Spiel zu bleiben.

Den Unterschied aber machte im Weserstadion Srdjan Lakic aus. Der 27 Jahre alte Kroate versetzte die Platzherren schon nach 23,6 Sekunden in der eiskalten Arena in eine Schockstarre, sieben Minuten nach Wiederbeginn stellte der Torjäger mit seinem elften Saisontreffer die Weichen endgültig auf Auswärtssieg. FCK-Sportdirektor Stefan Kuntz weiß, wie wichtig der Topstürmer auf dem Weg zum Klassenerhalt ist: »Seine Chancenverwertung ist im Moment fast hundertprozentig.« Fragt sich nur, wie lange noch. Denn der Vertrag des ballsicheren Angreifers läuft zum Saisonende aus. »Ich bin in Kaiserslautern sehr glücklich, aber ich weiß noch nicht, wie es weitergeht«, sagte Lakic, der nach eigenem Bekunden noch keine Angebote vorliegen hat.

Bremen hofft zur Rückrunde auf die Genesung der schon wochenlang fehlenden Leistungsträger wie den verletzten Brasilianern Naldo und Wesley. Deshalb will man an der Weser davon absehen, in der Winterpause auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Allofs: »Ich hoffe auf neue Vorzeichen, wenn wir im Januar unsere Rückrundenvorbereitung beginnen.«

Bis dahin sollen die ins untere Mittelmaß abgestürzten einstigen Champions-League-Helden über Weihnachten und Silvester die derzeitige sportliche Situation reflektieren. »Die Winterpause ist ganz gut für die Spieler, um sich einmal selbst zu hinterfragen«, sagte Trainer Thomas Schaaf. Wie ein unverbindlicher Hinweis klang das nicht gerade.

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