Liebling der Sportlieblinge
Sebastian Vettel zum »Sportler des Jahres« gewählt – genauso wie Maria Riesch und die DFB-Elf
Spätestens als Sebastian Vettel im kleinen Kettcar durch den Bénazet-Saal des Kurhauses in Baden-Baden kurvte, hatte der Formel-1-Weltmeister die Herzen der deutschen Spitzensportler erobert. Der »Sportler des Jahres« begeisterte am Sonntagabend mit Witz, Charme und Bescheidenheit. »Er war toll«, schwärmte Ex-Hochspringerin Ulrike Meyfarth, selbst von 1981 bis 1984 viermal »Sportlerin des Jahres«, von dem 23-jährigen Heppenheimer und sprach damit für die 750 Besucher.
Die Stammgäste hatten nicht vergessen, dass Michael Schumacher dem traditionellen »Familienfest« jahrelang die kalte Schulter gezeigt und nur bei seinem ersten Sieg 1995 einen Boxenstopp eingelegt hatte. Vettel war aus Heppenheim angedüst und erhielt bereits den ersten Beifall, als er sich am Tisch der Bobfahrer um den vierfachen Olympiasieger André Lange niederließ. Dort genoss der Champion nicht nur das Galadinner, sondern auch die Gespräche.
»Ich bin ein großer Sportfan«, sagte Vettel bei der Auszeichnung. »Hier heute zu stehen, ist fantastisch. Mit so vielen Sportlern – das freut mich ganz besonders.« »Wir haben über Geschwindigkeit und Querbeschleunigung geplaudert, das war sehr lustig«, meinte Lange. Die Fliehkräfte, so erklärte Vettel, seien im Bob wohl so, »als ob einer mit dem Hammer draufhaut. In der Formel 1 zieht es einem den Stuhl weg«.
Für Lange war der Abend mit Vettel auch ein kleiner Trost: Der Thüringer kam bei der 64. Wahl der Journalisten hinter dem Motorsportler, Tischtennis-Ass Timo Boll und Golf-Profi Martin Kaymer auf Rang vier.
Selbst die aufmerksamkeitsverwöhnten Fußballer standen im Schatten Vettels. Die DFB-Auswahl wurde als WM-Dritter »Mannschaft des Jahres«. Nur Bundestrainer Joachim Löw und Philipp Lahm waren angereist und der Kapitän gratulierte brav dem Motorsport-Helden am Nebentisch.
»Es war ein ganz besonderer Abend, denn man ist unter Gleichgesinnten«, sagte Vettel. Eine bewegende Laudatio auf seinen einstigen Schützling hielt BMW-Motorsport-Chef Mario Theissen: »Sebastian, du hast es geschafft. Du bist der beste Rennfahrer der Welt, Formel-1-Weltmeister und noch der jüngste dazu.«
Als die Bilder und Töne von Vettels Freudenschluchzern und erstickten Worten nach der Zieleinfahrt beim Saisonfinale in Abu Dhabi eingespielt wurden, da lächelte der Weltmeister verlegen. »Das nächste Mal muss ich das besser machen. Da lachen die Leute und im Nachhinein schäme ich mich ein bisschen.«
Während Vettel bis zuletzt ausharrte und anschließend geduldig alle Fragen beantwortete, eilte die »Sportlerin des Jahres« unmittelbar nach ihrer Ehrung von dannen: Gestern früh stand für die alpine Doppel-Olympiasiegerin Maria Riesch, die bei der Wahl Biathletin Magdalena Neuner und Sprinterin Verena Sailer hinter sich ließ, bereits das Skitraining in Courchevel an. Personalien Seite 4
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