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Kleine »Staatsfeindin«

JUGENDBUCH

  • Udo Bartsch
  • Lesedauer: 1 Min.

»Du bekommst hier alle Möglichkeiten, dich weiterzuentwickeln. Statt deine Chance zu nutzen, wirfst du sie weg.« Nach Anjas Fluchtversuch scheint der Direktor eines DDR-Jugendwerkhofes ernsthaft geknickt. Das gesamte Kollektiv sei empört, sagt er, und das stimmt sogar. Schließlich wurde nach Anjas Verschwinden allen der Ausgang gestrichen.

Gemeinschaftsstrafen gehören im Werkhof zum Erziehungsprinzip. Doch auf diese Weise entsteht genau eines nicht: Gemeinschaft. Zwar sitzen alle Heimkinder im selben Boot, aber die Gruppe ist durchsetzt von Gewalttätern, Spitzeln und Duckmäusern. Freundschaften bleiben die Ausnahme.

Und das alles erlebt Anja, weil sie ein paar Mal die Schule geschwänzt hat, ihre Mutter Flugblätter gegen die Regierung verteilt und einen Ausreiseantrag stellt. Wie selbstverständlich kommt eines Tages die Stasi und nimmt die beiden fest.

Mit großem Erstaunen erfährt Anja, dass bereits eine umfangreiche Akte über sie existiert: lauter Harmlosigkeiten, die sie – in der entsprechenden Lesart – zur »Staatsfeindin« abstempeln. Nach und nach öffnen sich ihr die Augen, in was für einem Land sie lebt. Und genauso erleben es die Leser, die erst nach der Einheitaufgewachsen sind.

Grit Poppe, Weggesperrt, Dressler, 332 Seiten, 9,95 Euro (ab 14 Jahre)

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