Mit weniger Training zur Medaille

Jenny Wolf will bei Sprint-WM der Eisschnellläufer auf das Podium

  • Robert Semmler, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach dem Ring noch eine Medaille: Mit Edelmetall will sich Eisschnellläuferin Jenny Wolf bei der Sprint-WM ein nachträgliches Hochzeitsgeschenk machen. Zwei Wochen nach ihrer Trauung zählt die Berlinerin an diesem Wochenende zumindest zu den chancenreichen Außenseiterinnen im niederländischen Heerenveen, wo sie 2008 den Titel holte. »Ich bin noch nicht in der Top-Frische für die WM, aber eine Medaille ist sicher drin«, sagt Wolf. »Da muss aber alles zusammenkommen. Ich muss zwei super 500er laufen und die 1000 durchstehen, um auf dem Treppchen zu stehen.«

Die Chancen der Olympiazweiten über 500 Meter sind eine Woche vor ihrem 32. Geburtstag dank zweier Absagen gestiegen: Ihre Bezwingerin von Vancouver und Titelverteidigerin Lee Sang-Hwa aus Südkorea fehlt verletzt; die letztjährige Zweite Sayuri Yoshii aus Japan reist lieber zu den Asiatischen Winterspielen. Hinter den beiden hatte Wolf 2010 in Obihiro Bronze geholt.

In Bestform will sie erst wieder bei der Heim-WM über die Einzelstrecken Anfang März in Inzell sein, nachdem im Dezember so arg der Rücken schmerzte, dass sie morgens manchmal kaum aus dem Bett kam. In der nacholympischen Saison tritt die Berlinerin sowieso etwas kürzer und absolviert erheblich weniger Krafttraining.

Weniger Athletik bedeutet auch geringeres Selbstvertrauen für die explosive Starterin. »Die Sicherheit fehlt mir einfach, für den Kopf ist es sehr schwer. In diesem Jahr fehlt auch ein bisschen der Druck. Olympia ist vorbei«, sagt Wolf, die in der laufenden Saison erst einmal im Wettkampf die 1000 Meter bestritt. Am Wochenende muss sie gleich zweimal die ungeliebte Strecke mit der schweren letzten Runde durchstehen. »Von daher wird es eine große Überwindung, aber ich gehe da entspannt ran. Im Training bringe ich es«, sagt Wolf, die mit der Erfurterin Judith Hesse und Gabriele Hirschbichler aus Inzell ein deutsches Trio bildet.

Ungewohnt selbstbewusste Töne kommen von den deutschen Männern, die durch Samuel Schwarz im Dezember den ersten Weltcupsieg seit mehr als neun Jahren gefeiert hatten. Neben dem Berliner Kilometer-Spezialisten treten die Chemnitzer Brüder Nico und Denny Ihle an. Nico Ihle war über 500 und 1000 Meter in dieser Saison im Weltcup schon unter den besten Fünf. »Ich will für eine kleine Überraschung sorgen. Die Top Sechs könnten möglich sein«, sagt der deutsche Rekordhalter. Auch ihm helfen womöglich Absagen: Der WM-Zweite von 2010, Lee Kang-Seok aus Südkorea, fehlt ebenso wie der WM-Dritte Keichiro Nagashima aus Japan.

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