Von Tunis nach Tirana

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 1 Min.

Albaniens Regierungschef Sali Berisha selbst verglich sich mit dem gestürzten tunesischen Alleinherrscher Ben Ali. Wie anders wäre der Vorwurf an seine Gegner zu verstehen, sie hätten sich »für Albanien ein Szenario wie in Tunesien« vorgestellt? Tatsächlich hallt das Echo der Ereignisse in Tunis nicht nur im arabischen Raum, sondern quer übers Mittelmeer bis an Europas Küste. Was nicht heißt, dass die Gegebenheiten hier wie dort dieselben wären. Während Ben Ali 23 Jahre herrschte, regierten in Albanien mal sogenannte Sozialisten, mal sogenannte Demokraten, die sich indes an gegenseitigen Korruptions- und Wahlfälschungsvorwürfen nichts schuldig blieben. Ein beträchtlicher Teil des Volkes fühlte sich in jedem Fall betrogen und ließ sich für den Machtkampf mobilisieren. Jetzt kostete das wieder drei Menschenleben.

»Europa« ist verschreckt: Durch die Todesschüsse in Tirana verlängere sich der Weg Albaniens zum EU-Beitritt, hieß es, denn solche Verhältnisse widersprächen den Werten der Union. Für die NATO-Aufnahme 2009 galt das bezeichnenderweise nicht. Selbst Kleptokratien sind nämlich gut, ihr Land als Aufmarschbasis und ihre Soldaten als Kanonenfutter herzugeben. Wie Tunesien unter Ben Ali, das – obwohl nicht Mitglied – für NATO- und Pentagon-Pläne unverzichtbar zu sein schien.

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