Apokalypse Wendt

Martin Kröger zu Voraussagen des DPolG-Vorsitzenden

  • Lesedauer: 2 Min.

Rainer Wendt hat die Apokalypse immer fest im Blick. In der Welt des Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) wird alles immer schlimmer – und zwar täglich. Einmal sieht Wendt den Geist der RAF wieder aufleben, ein anderes Mal kapituliert vor seinem geistigen Auge der Rechtsstaat vor Männern mit »türkischem oder arabischem« Hintergrund. Wahlweise in Berlin, Duisburg, Essen oder Köln – bei Bedarf kann es auch Lörrach sein.

Jetzt also wieder Berlin. Der Metropole drohe ein »Chaos«-Jahr. Sagt Wendt. Sein Beweis: Die linksradikale Demo für das räumungsbedrohte Hausprojekt »Liebig 14« in Berlin-Friedrichshain vom Wochenende, die mit Ausschreitungen gegen Polizisten endete. Nun kann niemand ernsthaft voraussagen, wie sich der Konflikt um die »Liebig 14« entwickeln wird. Dass die linke Szene die für Mittwoch anberaumte Räumung als Kampfansage versteht, ist kein Geheimnis. Aber daraus Chaos und einen generellen Anstieg der Gewalt für die ganze Hauptstadt abzuleiten, wie Wendt es macht, scheint doch ziemlich unseriös.

Schließlich sprechen die Fakten für das vergangene Jahr eine andere Sprache: Politisch motivierte Gewalttaten nahmen laut Polizeipräsident Dieter Glietsch in Berlin um die Hälfte ab, auch das in Brand setzen von hochwertigen Autos ging von 150 auf unter 50 stark zurück. Aber diese positive Entwicklungen ficht die zweifelhaften Prophezeiungen der Kassandra von der DPolG nicht an. Obwohl sein Vorhergesagtes bisher niemals eintrat, denkt sich Wendt immer neue, düstere Szenarien aus: Die Untergangsfantasien eines Polizeihauptkommissars aus Duisburg.

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