Warnstreik bei Großbrauereien

Proteste gegen geplanten Rahmentarifvertrag

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Beginn der neuen Verhandlungen um einen Bundesrahmentarifvertrag (BRTV) für Brauereibeschäftigte war am Donnerstag von bundesweiten Warnstreiks begleitet. Der Konflikt um den BRTV schwelt seit zwei Jahren.

Bereits in den frühen Morgenstunden waren Brauerei-Beschäftigte in München, Hannover, Bremen und Issum in den Ausstand getreten – noch bevor der Arbeitgeberverband Deutscher Brauerbund und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in München zu neuen Gesprächen zusammenkamen.

Bei Spaten-Franziskaner-Bräu in München hätten rund 100 Beschäftigte der Nacht- und Frühschicht die Arbeit seit dem frühen Morgen niedergelegt, bestätigte Betriebsratschef Herbert Markus auf ND-Anfrage. Die Produktion sei dadurch weitgehend lahm gelegt worden. Das Werkstor blieb zu und versperrte Lastkraftwagen Zu- und Ausfahrt.

In einem Demonstrationszug, dem sich auch Gewerkschafter aus anderen örtlichen Betrieben anschlossen, zogen die Streikenden vom Brauereigelände zum Verhandlungslokal, dem »Haus der Wirtschaft« in der Münchner Innenstadt. Dort übergaben sie einen offenen Brief an die Unterhändler der Arbeitgeberseite, der sich strikt gegen die Einführung einer Zwei-Klassen-Belegschaft ausspricht.

»Wir wollen keine Beschäftigten erster und zweiter Klasse«, erklärte auch der bayerische NGG-Vorsitzende Hans Hartl, der am Donnerstag mit am Verhandlungstisch saß: »Der Deutsche Brauerbund will die Spaltung der Belegschaften, indem er einzelne Brauereibereiche schlechter als andere entlohnen will.«

Stein des Anstoßes in dem Dauerstreit um den BRTV ist für die Gewerkschafter die Absicht des Brauerbundes, erstmals verschiedene Lohnhöhen für die gleiche Arbeit einzuführen. Verschiedene Leistungszulagen sollen gestrichen und zwischen Beschäftigen im »Kernbreich« und im »Randbereich« differenziert werden. Dadurch würden auch hochqualifizierte Fachkräfte – etwa im Fuhrpark und im Außendienst, Staplerfahrer, SekretärInnen sowie kaufmännische Mitarbeiter – künftig ohne Sachbearbeiterstellung abgestuft.

Fertig ausgelernte Auszubildende sollen zudem künftig in den ersten drei Jahren ihrer Beschäftigung eine Lohngruppe unter dem bisherigen Ecklohn eingestuft werden. Dagegen fordert die NGG eine gerechte Bewertung und Anerkennung von angewandten Kenntnissen, Ausbildung, Weiterbildung und realen Belastungen sowie eine grundsätzliche Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Die Gewerkschaft bemängelt, dass der Brauerbund eine Lösung auf den Verhandlungsweg lange verschleppt habe und bisher »auf unsere inhaltlichen Forderungen nicht im Geringsten vorbereitet« gewesen sei.

Bereits am Dienstag hatten die Beschäftigten der Privatbrauerei Dinkelacker in Stuttgart und der Stuttgarter Hofbräu vorübergehend die Arbeit niedergelegt. Sollte es in dieser Runde zu keiner Einigung kommen, wären weitere Warnstreiks möglich, zumal in den nächsten Wochen auch eine neue Lohnrunde für die Branche eröffnet wird.

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