Satt? Noch lange nicht

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

»Wir haben es satt!« Unter diesem Motto protestierten in Berlin über 20 000 Demonstranten gegen Tierfabriken. In Wiesbaden gab es die erste deutsche Vegetarier-Messe. Karen Duve, die neue Frontfrau der fleischlosen Kost, ist Dauergast in Talkshows. Die FAZ konstatierte, »dass wir derzeit mit Ratgebern für eine vegetarische Küche überschwemmt werden«. Ein grandioses Bild wachsenden Volks- und Widerwillens gegen Tierausbeutung und Schlachthauskultur. Ein trügerisches Bild.

Das Statistische Bundesamt meldete jetzt, dass in deutschen Schlachthöfen noch nie so viel Fleisch »produziert« wurde wie 2010: 8 Millionen Tonnen, 302 000 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2009. Dafür mussten 58,1 Millionen Schweine, 3,7 Millionen Rinder und Kälber, 974 000 Schafe sowie über 32 000 Ziegen und Pferde ihr Leben lassen. Geflügel wird gar nur nach Gewicht statistisch erfasst. Krise? Mit niedrigen Löhnen, billigen Arbeitskräften aus Ost- und reichlich Aufträgen aus Westeuropa wird auch künftig in deutschen Schlachthöfen im Akkord getötet.

Natürlich müssen die toten Teile am Ende an die »Verbraucher« gebracht werden. Was das geringste Problem sein dürfte, solange die Debatte vor allem um »gesunde Ernährung« geht und nicht um den Skandal der Vernichtung des Lebens von Millionen leidensfähigen Kreaturen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.