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Mr. AfPak

Marc Grossman soll Washingtons neuer Sondergesandter für Afghanistan und Pakistan werden

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Diese Fußstapfen müssen besonders groß sein, zumindest wenn man den Nachrufen auf Richard Holbrooke Glauben schenken darf. Marc Grossman soll Nachfolger des kürzlich völlig unerwartet am Riss einer Herzschlagader verstorbenen hochgelobten Spitzendiplomaten werden. Er war zuletzt Barack Obamas Sondergesandter für Pakistan und Afghanistan, im Washingtoner Politjargon kurz AfPak genannt. Wie die »Washington Post« schrieb, wolle USA-Außenministerin Hillary Clinton den 59-Jährigen aus Los Angeles noch in dieser Woche ernennen.

Grossman ist ein Wunschkandidat des Weißen Hauses. Clinton selbst war von der Idee weniger begeistert und hätte lieber einen traditionellen Karrierediplomaten auf dem schwierigen Posten gesehen, wie man hören konnte. Dabei hat auch Grossman fast 30-jährige Erfahrung auf dem diplomatischen Parkett. Sein erster Außenposten nach Abschlüssen an der University of California und der London School of Economics and Political Science auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen hieß 1976 Pakistan. Nach einem Einsatz bei der NATO wurde Grossman in den 1990er Jahren Botschafter in der Türkei und stieg unter Präsident George W. Bush zum Ministerialdirektor für Europa und Unterstaatssekretär für politische Angelegenheiten auf, praktisch die Nr. 3 im State Department. In dieser Funktion organisierte er auch die internationale diplomatische Unterstützung für die Kriege in Afghanistan und Irak. Doch Grossman ließ sich schon 2005 pensionieren und hat in den vergangenen Jahren sein Geld als Vizepräsident der Cohen Group verdient. Dieses international agierende Lobby- und Beratungsunternehmen wurde vom ehemaligen Pentagon-Chef Wiliam Cohen gegründet.

Einfach wird es für Grossman im neuen Job nicht werden. Die Sicherheitslage in Afghanistan ist trotz der von Präsident Obama angeordneten Truppenverstärkung katastrophal, und im Sommer sollen die US-amerikanischen Truppen mit dem schrittweisen Abzug beginnen. Und dann stecken Washington und Islamabad auch noch in einer handfesten diplomatischen Krise, nachdem ein mutmaßlicher USA-Geheimdienstmann zwei pakistanische Kollegen schossen hat.

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