Jüdische Gemeinde sieht Defizite bei Integration

Dresden: Noch Sprachprobleme bei Mitgliedern aus der früheren Sowjetunion

  • Lesedauer: 2 Min.

Dresden (dpa/ND). Die Jüdische Gemeinde in Dresden will sich mehr als bisher im städtischen Leben verankern. Bei der Vorstellung ihres Programmes für 2011 zog sie am Donnerstag zugleich eine kritische Bilanz zur Integration zugereister Juden aus Staaten der früheren Sowjetunion. Sie machen weit mehr als 90 Prozent der rund 700 Gemeindemitglieder aus. Die Mehrheit von ihnen sei »noch nicht richtig in Dresden angekommen«, sagte Gemeindevertreterin Johanna Stoll und führte vor allem sprachliche Probleme an.

Viele müssten ihre jüdische Identität erst wieder finden. In der Sowjetunion seien Religionsgemeinschaften im allgemeinen unerwünscht gewesen. Stoll beschrieb die Integration als Prozess und Herausforderung. Dies sei auch der Grund dafür, warum sich die Gemeinde bisher viel mit sich selbst beschäftigt habe und vielleicht deshalb nicht so nach außen ausstrahlen konnte. Stoll geht davon aus, dass sich gerade die sprachlichen Probleme schon in der nächsten Generation lösen. »Es gibt bereits Nachwuchs in der Gemeinde«.

Die Jüdische Gemeinde Dresden umfasste früher einmal rund 6000 Menschen, nach der gezielten Vernichtung der Juden im Nationalsozialismus waren es Anfang 1945 nur noch 140. Viele von ihnen überlebten, weil Dresden im Februar 1945 von den Alliierten bombardiert wurde. In dem Chaos vermochten die meisten von ihnen unterzutauchen. Zu DDR-Zeiten zählte die Gemeinde nur noch 61 Frauen und Männer.

Erst mit der Wende erlebte das Judentum in Dresden eine Renaissance – Dank der Einwanderung aus der früheren Sowjetunion. Aber auch Juden aus Israel, den USA und Italien kamen nach Dresden und bereicherten das jüdische Leben an der Elbe. Im November jährt sich die Weihe der Neuen Synagoge Dresden zum 10. Mal. Mit einer Festwoche wollen die Jüdische Gemeinde und mehrere Vereine an das Jubiläum erinnern. Dazu sind unter anderem Vorträge, Konzerte, Ausstellungen, ein Tag der offenen Tür (6. November) geplant und die Aufführung von Lessings »Nathan der Weise« geplant.

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