Guttenberg verzichtet dauerhaft auf Doktortitel
Beim erneuten Lesen der Dissertation über das Wochenende habe er selbst Fehler gesehen, fügte er bei seiner ersten öffentlichen Rede seit Beginn der Affäre hinzu. Er habe »an der einen oder anderen Stelle den Überblick über die Quellen verloren«. Er entschuldigte sich bei allen, die er durch seine Fehler verletzt habe - auch bei seinem Doktorvater.
»Die Entscheidung, den Doktortitel, nicht zu führen schmerzt«, sagte zu Guttenberg. Schließlich habe er sieben Jahre in die Arbeit investiert. In Berlin hatte er am Freitag erklärt, er verzichte nur bis zum Ende der Untersuchung durch die Universität Bayreuth auf den Titel: »Ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone vorübergehend, auf die Führung des Titels verzichten.« Diese Einschränkung machte er jetzt nicht mehr.
Zugleich versuchte zu Guttenberg, die Krise durch Witz zu überspielen. »Hier steht das Original, kein Plagiat«, sagte er vor etwa 900 unionsnahen Zuhörern, die ihn begeistert feierten. »Ich bin nicht als Selbstverteidigungsminister gekommen.«
Vor der örtlichen Stadthalle forderte ein halbes Dutzend Demonstranten den Rücktritt des Ministers. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) stärkte zu Guttenberg den Rücken. Dieser sei eine der »herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Politik«, sagte Bouffier. »Wir wollen, dass das so bleibt.«
Guttenberg griff auch die Medien an, für die die Doktortitel-Affäre wichtiger sei als der gleichzeitige Tod von drei deutschen Soldaten in Afghainstan. »Es kann keine bedrückendere, traurigere Nachricht geben als das«, sagte er. Er wies die Kritik daran zurück, dass er seine Frau Stephanie vor Weihnachten zu einem Truppenbesuch nach Afghanistan mitgenommen habe. Vor dem nächsten Weihnachtsfest werde er sie wieder mit an den Hindukusch nehmen, bekräftigte Guttenberg frühere Ankündigungen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.