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Wohl kein Ansturm auf Boden

BVVG im Nordosten rechnet nicht mit großem Interesse von Alteigentümern

  • Lesedauer: 2 Min.
Das umstrittene Flächenerwerbsänderungsgesetz bevorzugt Alteigentümer von Acker- und Grünland, die 1945 enteignet wurden. Kritiker halten das für Klientelpolitik und sehen Arbeitsplätze gefährdet. Die BVVG winkt ab. So groß sei das Interesse nicht.

Schwerin (dpa/ND). Die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) erwartet in Mecklenburg-Vorpommern keinen Ansturm von Alteigentümern auf den begünstigten Kauf von Agrarflächen. Landbesitzer, die mit der Bodenreform 1945 enteignet wurden, können den ihnen zustehenden Boden nach dem neuen Flächenerwerbsänderungsgesetz zu den Preisen von 2004 minus 35 Prozent kaufen. Seit 2004 haben sich die Preise etwa verdoppelt. Das Gesetz solle Mitte März in Kraft treten, sagte die Leiterin der BVVG-Niederlassung Neubrandenburg, Rosemarie Hildebrandt, am Donnerstag in Schwerin.

Im Land lägen bislang 230 Kaufanträge von Alteigentümern über rund 7500 Hektar vor. Landesweit habe die BVVG noch rund 130 000 Hektar Agrarfächen. Weitere Anträge könnten Alteigentümer, die bereits einen Ausgleichsbescheid haben, mit dem Inkrafttreten des Gesetzes stellen. Sie hätten dafür sechs Monate Zeit. »Wir wissen nicht, wie viele Alteigentümer im Besitz eines Ausgleichsbescheides sind und noch einen Antrag stellen«, sagte Hildebrandt. Ihr Rostocker Amtskollege Johann Jakob Nagel meinte, Alteigentümer, die wirtschaftliche Interessen haben, hätten längst den Kontakt zur BVVG gesucht. »Wir wissen zwar nicht, was auf uns zukommt, aber wir haben ein gewisses Gespür dafür«, sagte er. Die Alteigentümer sollen vorwiegend ihren originären Boden zurückkaufen, der Umfang ist auf die Höhe der Entschädigung begrenzt.

Nagel zufolge hat die BVVG im Nordosten im vorigen Jahr rund 9800 Hektar Landwirtschaftsflächen verkauft, davon 90 Prozent an Landwirte aus der Region, nicht an Investoren von außerhalb, wie er betonte. 193 Kaufverträge seien mit den Pächtern der Flächen abgeschlossen worden, 358 nach öffentlichen Ausschreibungen. Der Durchschnittspreis habe 12 152 Euro pro Hektar betragen – 23 Prozent mehr als 2009. Zu dem stetigen Preisanstieg habe die BVVG-Praxis der öffentlichen Ausschreibung beigetragen, räumte Nagel ein. Auf das Verfahren hätten sich Bund und Länder geeinigt. Letztendlich bestimme die Höhe der Gebote den Preis. Die Ausschreibungslose waren im Durchschnitt 13,6 Hektar groß. 177 Millionen Euro wurden für den Bund erlöst.

In diesem Jahr sollen es Hildebrandt zufolge 213 Millionen Euro werden. Für 48 600 Hektar würden die Pachtverträge enden. Für knapp die Hälfte der Flächen lägen bereits die Entscheidungen der Pächter vor. 61 Prozent der Betriebe wollen die Flächen kaufen, 17 Prozent streben vierjährige Pachtverträge mit Kaufoption an, 22 Prozent neunjährige Pachtverträge ohne Kaufoption. 5100 Hektar sollen über Ausschreibungen verkauft oder verpachtet werden, darunter nach beschränkten Ausschreibungen für besonders arbeitsintensive Bewirtschaftungsformen, erstmals auch für Schafhalter.

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