- Kommentare
- kommentiert
Fünf Worte – ein Konflikt
Sie morden, und wir bauen.« Es ist dieser Zynismus, der Israels Regierungschef immer kennzeichnete und einen der Spitzendemagogen der Gegenwart hat werden lassen. Die Mörder der israelischen Siedlerfamilie sind noch flüchtig, und man darf davon ausgehen, dass sie auch von der Palästinensischen Autonomiebehörde verfolgt werden, aber Netanjahu hat noch am Tag der Tat bereits gerichtet: Als Sühne für den Mord bauen wir jetzt. Für diese israelische Regierung ist das völlig selbstverständlich: Ein palästinensisches Dorf, aus dem die Mörder nicht einmal kommen, wird kollektiv bestraft; und Netanjahu sagte nicht »auf der Westbank«, sondern spricht von »unserem Land«. Da lebt er wieder, der verlogene John-Wayne-Habitus des vorvorigen Jahrhunderts, der nur Gut und Böse kennt; hier friedliche Siedler und dort hinterrücks mordende Indianer.
Bei aller berechtigten Empörung über den Mord – warum fragt niemand, wie die bisherigen 500 000 jüdischen Siedler auf die palästinensische Westbank kamen? Welche palästinensischen Verbrechen waren dem vorausgegangen? Spielt es für die Beurteilung denn gar keine Rolle mehr, wo der Mord geschah, wie die jüdische Familie dorthin kam und welches Recht sie hatte, dort zu sein? Und was würde Netanjahus Satz im Umkehrschluss bedeuten? Gibt er nun auch Land ab für jedes von seiner Armee getötete palästinensische Kind? Dann würde es sehr bald sehr eng in Israel.
Sie morden, und wir bauen. Es lassen sich kaum fünf Worte finden, die den Nahostkonflikt treffender kennzeichnen, wenn man ihn denn spiegelverkehrt wahrnehmen will.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!
In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!