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»Auf jeden Fall über fünf Prozent«

LINKE-Spitzenkandidatin Marta Aparicio ist überzeugt, dass es ihre Partei in den Landtag schafft

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Spitzenkandidatin Marta Aparicio über die Chancen ihrer Partei und die drängenden Probleme im einstigen Musterländle.

ND: Wie wird die LINKE am 27. März abschneiden?
Aparicio: Auf jeden Fall kommen wir über fünf Prozent.

Warum sollten die Menschen im reichen Baden-Württemberg die LINKE wählen?
Ich bin jetzt viel im Land unterwegs und stelle fest: Nach 57 Jahren CDU-Regierung sind die Menschen dieser Partei einfach überdrüssig. Stuttgart 21, die skandalöse Bildungspolitik – es gibt viele Themen, die viele aufregen. Und ein Regierungs- und damit auch Politikwechsel ist nur mit der LINKEN möglich. Neulich sagte am Info-Stand einer zu mir: Sonst wähle ich immer grün, aber diesmal wähle ich euch. Als ich fragte warum, sagte er: Damit Mappus wegkommt.

Bildungspolitik spielt im Wahlkampf eine große Rolle. Glauben Sie, die Baden-Württemberger wollen ein anderes Schulsystem?
Ich glaube, in der Masse schon. Die Kritik von Eltern und Lehrern ist ja unüberhörbar. Ich verstehe überhaupt nicht, warum CDU und FDP da nicht mehr tun. Wir wissen doch inzwischen, dass die Selektion nach der vierten Klasse falsch ist. Die Eltern, die natürlich eine gute Ausbildung für ihre Kinder wollen, machen in den ersten vier Jahren schon Stress, weil sie Angst haben, dass ihr Kind nicht den Sprung aufs Gymnasium oder wenigstens die Realschule schafft. Das wollen wir nicht. Wenn die Kinder zehn Jahre lang zusammen zur Schule gehen, mit guter pädagogischer Betreuung, haben sie einen Ort, wo sie sich entwickeln können, wo sie erkennen können, was sie wollen.

Eng verzahnt mit der Bildung ist das Thema Integration ...
In den Schulen wird viel zu wenig für Integration getan. Die Landesregierung fördert Privatschulen und -kindergärten, die zusätzlich Englisch anbieten – wobei der Unterricht dann noch extra kostet. Aber Kinder, die von Geburt an zwei Sprachen sprechen, werden ausgesondert. Ich habe den Eindruck, diese Regierung meint, dass die Falschen die Kinder kriegen. Kinder von Migranten oder Hartz-IV-Empfänger werden bei Weitem nicht so gefördert wie Kinder aus gut betuchten Elternhäusern. In meinem Beruf erlebe ich immer wieder, wie Kinder aufgrund ihres Elternhauses in diesem Schulsystem keine Chance haben. Mich empört das so! Wir brauchen spezielle Förderung von Migrantenkindern, sonst verlieren wir zu viele dieser Kinder.

Kommen wir zur Partei. Wie beurteilen Sie den Zustand der LINKEN in Baden-Württemberg?
Durch die Vielfalt der linken Strömungen, die sich bei uns treffen – von einigen Ex-DKP-Leuten bis zu vielen pragmatischen Gewerkschaftern –, haben wir lebendige Diskussionen. Ich finde das spannend. Uns eint eine Vision: dass eine gerechtere Gesellschaft möglich ist. Für mich ist eine gerechtere Gesellschaft auch ein Beitrag zum Frieden.

Stellen Sie sich doch mal vor: Wir schaffen in Baden-Württemberg ein Modell für soziale und gerechte Bildung. Dann könnten wir mal etwas anderes exportieren als Autos oder Waffen nach Libyen.

Was würde ein gutes Ergebnis der LINKEN im fernen Sachsen-Anhalt für die LINKE hier bedeuten?
Für die Genossen wäre das ein großer Motivationsschub. Außerdem werden die Medien nicht negativ über uns berichten, wenn die LINKE in Sachsen-Anhalt gut abschneidet, was auch positiv wäre.

Mit wem würde die LINKE in Baden-Württemberg koalieren?
Erst mal wollen wir in den Landtag kommen und sehen, wie die Kräfteverhältnisse sind. Ohne uns bleibt doch Mappus weiter Ministerpräsident.

Unser Ziel ist ein Regierungs- und – ich betone das und – ein Politikwechsel. Der muss stattfinden und dazu wollen wir beitragen. Und dann werden wir mit den Grünen und der SPD reden. Mit wem denn sonst?

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