Munter mit der Zitrone des Nordens

Sanddorn ist eine Vitaminbombe und hilft auch gegen Frühjahrsmüdigkeit

  • Steffi Schweizer
  • Lesedauer: 3 Min.
Die orangefarbenen Beeren des Sanddorns sind klein wie Perlen. Doch als Vitaminspender und Hausmittel genießen sie großes Ansehen.
Bei der Sanddornernte Foto:dpa/Patrick Pleul
Bei der Sanddornernte Foto:dpa/Patrick Pleul

Ob als Tee gegen Erkältungen, als Likör zum Dessert oder Honig aufs Frühstücksbrötchen – die Vitaminbombe Sanddorn feiert in vielen Formen einen Siegeszug durch Küche und Volksapotheke. »Statt Grippostad zu nehmen, rühre ich lieber einen Löffel Sanddornsaft in meinen grünen Tee – das ist gesund und schmeckt«, sagt Marita Boy aus Binz. Die Rüganerin kennt sich aus mit Sanddorn. Sein leuchtendes Orange ist typisch für die Küsten Mecklenburg-Vorpommerns. Und auf den kargen, sandigen Böden der Inseln Rügen und Hiddensee gedeiht er besonders gut.

Hin und wieder scheiden sich aber am Sanddorn die Geister. Auch Kinder lehnen ihn oft aufgrund seines charakteristischen säuerlichen Geschmacks ab. Die Farbe des Sanddorns, weiß Frau Boy, weckt große Erwartungen. Die würden eben nicht immer erfüllt. »Denn der Sanddorn schmeckt zwar fruchtig wie Pfirsich oder Aprikose, aber man sollte auch nicht daran riechen. Das ist kein guter Duft.« Frau Boy schwört auf Sanddorn. Sie verwendet ihn als Hausmittel, beim Kochen und Backen. Am besten als Konzentrat. Reiner Muttersaft sollte es sein – solcher, der in der Flasche »ein bisschen eben« ist – also dickflüssig und mit viel gesundem Fruchtfleisch. »Es muss blubbern.«

Der bis zu sechs Meter hohe Strauch Hippophae rhamnoides aus der Familie der Ölweidengewächse stammt ursprünglich aus Asien. Viele Legenden ranken sich um ihn. Alexander der Große soll ihn nach Europa gebracht haben. Auch die Reiter des Dschingis Khan hatten angeblich immer ein Fläschchen des heilenden Öls in ihren Satteltaschen. Das glänzende Fell der Pferde spräche dafür. Esoteriker meinen, in den gelben Perlen sei das Licht gefangen und die Sträucher übertrügen Wärme, Kraft und vor allem ihre weithin bekannte Genügsamkeit an jene, die sich in ihrer Nähe aufhalten. Nachweislich hat schon Hildegard von Bingen die Vorzüge des Sanddorns für die Gesundheit beschrieben. Seit einigen Jahren schwappt eine Sanddorn-Welle über das Land. Viele, die sich gesund ernähren und dafür auf regionale Produkte zurückgreifen wollen, wissen um die Heilkräfte der »Zitronen des Nordens«. Sanddorn ist kein Arzneimittel, doch ihm werden eine Menge guter Eigenschaften nachgesagt. Schließlich besitzt er bis zu zehnmal mehr Vitamine als Äpfel. Vegetarier interessieren sich für das Vitamin B 12, das sonst nur in Fleisch enthalten ist. Vitalstoffe unterstützen die Bildung roter Blutkörperchen, sie treten als Virenhemmer auf, beugen der Fetteinlagerung im Körper vor, sind gut gegen Heiserkeit und für die Zahnpflege. Das Schönheitsvitamin A sorgt für glatte Haut. Ein aus der Rinde gebrauter Sud verhindere sogar Kahlköpfigkeit. Allgemein stärkende Wirkstoffe helfen dem Körper bei Erkältungen, Infekten und Entzündungen. Sie wirken anregend bei Abwehr- und Leistungsschwäche sowie Frühjahrsmüdigkeit. Sanddornfrüchte unterstützen die Wundheilung und wirken abführend.

So erklärt sich auch der wenig schmeichelhafte Beiname »Schietbeere«. Angesichts der scharfen Dornen ist das sogenannte Sanddornmelken, also das Sammeln der fest sitzenden Beeren, eine ziemlich aufwendige, stachelige und »blutige« Angelegenheit. Jährlich zur Erntezeit ziehen »Hobby-Melker« mit Gummihandschuhen, Scheren und Eimern los. In Ludwigslust und Petzow bei Potsdam gibt es die größten deutschen Plantagen. Hier erfolgen Anbau, Ernte und Verarbeitung maschinell.

Im »Sanddorn’s« von Binz verkauft Regine Lebeck orangenfarbene Produkte von Tee und Punsch über Bonbons und Honig bis zu Seife und Körperlotion. »Sanddorn gibt es hier schon immer und ewig«, sagt sie. »Und die Nachfrage ist groß.« Am besten gehe der Muttersaft. Doch wie bleibt das wertvolle Konzentrat nach dem Öffnen der Flasche haltbar? Marita Boy verrät ihren Geheimtipp: Die Flüssigkeit in einem Eiswürfelbehälter im Gefrierfach aufbewahren und portionsweise entnehmen.

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