Wer wird Kanonenfutter?

  • Regina Stötzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Ich bin nichts, ich kann nichts, gebt mir eine Uniform«, lautet eine an Polizisten adressierte Parole von linken Demonstranten. In großen Teilen der Bevölkerung genießt der Polizist dagegen hohes Ansehen, er ist im Staatsdienst nicht so unterbezahlt wie viele andere, und bewaffnete Auseinandersetzungen bilden in seinem Alltag – anders als es das Fernsehprogramm vermuten lässt – die Ausnahme. Neben ausgeprägter Staatstreue gibt es also einige Gründe, den Beruf zu ergreifen.

Wer sich künftig freiwillig zur Bundeswehr meldet, weiß, dass es ernst werden kann. Das »Gleichgewicht des Schreckens«, das Hunderttausende von 18-Jährigen ihre Kasernen in deutschen Wäldern vor den imaginären Fußtruppen des Feindes jenseits des Eisernen Vorhangs beschützen ließ, gibt es nicht mehr. Man sollte vermuten, dass immer mehr junge Menschen zumindest persönliche Gründe dafür finden dürften – wenn schon keine politischen –, sich nicht irgendwo in der Welt für Deutschland abknallen oder in die Luft sprengen zu lassen. Umso gespannter darf man sein, ob und wie es gelingen wird, 15 000 Freiwillige für den Wehrdienst anzuwerben. Mit dem Abbau des Sozialstaats haben die Bundesregierungen der vergangenen Jahre bereits gute Vorarbeit geleistet. Aus der Masse derer, die auf dem Arbeitsmarkt überflüssig sind, könnte sich das künftige Kanonenfutter rekrutieren lassen – nicht zuletzt, da sie mit dem dreifachen Lohn von Freiwilligen im Sozialen Jahr geködert werden.

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