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Auszeit
Klaus Joachim Herrmann über die rot-rote Koalition
Der Wahlkampf ist längst auch in der Koalition angekommen. Die Partner gehen auf Abstand. Wo immer wieder Harmonie demonstriert wurde, werden jetzt Gegensätze betont, Konflikte öffentlich ausgelebt. Da mäkelt SPD-Spitzenkandidat Wowereit exakt zum Wahlparteitag der LINKEN und auch noch vor dem Spitzengespräch mit der zuständigen Senatorin in einem Zeitungsinterview beinhart am ÖBS. Da macht die LINKE der SPD Erfolge streitig, indem sie die eigene Urheberschaft besonders nachdrücklich betont.
Wort gibt da schon seit geraumer Zeit Widerwort. Aus Gereiztheit wird Schärfe, aus Verdruss Unwille, aus Gemeinsamkeit wird Konfrontation. Der Schritt in eine rot-rote Koalition war einst ein mutiger. Erfolge sind kaum alle ohne den Partner denkbar. Gewiss geht es nun um Punkte im Wahlkampf, um Prozente am 18. September und parlamentarisch-politisches Gewicht danach.
Schärfung der Sicht und Positionen, Abgrenzung voneinander ist in Wahlkämpfen gut, notwendig und unausweichlich. Es sollte trotzdem manchmal besser überlegt sein, ob der Wahlkampf eine komplette Aufkündigung von Gemeinsamkeiten wert ist. Ein paar Monate ist schon noch zu regieren, und nach dem 18. September dürfte vielleicht auch wieder miteinander zu reden sein. Denn Rot-Rot erlebt noch nicht das Ende. Eine Auszeit ist es aber schon.
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