Leseprobe

Louise Otto-Peters

  • Lesedauer: 2 Min.

»O Himmel hilf Du mir! verlaß mich nicht! ... Sei Du mit mir – wenn ich aus Sorg u. Noth schreie , daß ich nicht darin versinke!« – so endet das einzig überlieferte Stück der Tagebücher von Louise Otto-Peters, die sie ihr Leben lang führte. Das vorliegende, hier erstmals veröffentlichte und nur neun Jahre umfassende Fragment vermittelt uns ein neues, in vieler Hinsicht anderes, differenzierteres Bild von der bedeutendsten Frauenrechtlerin des 19. Jahrhunderts, die schon zu Lebzeiten zu einer Art Denkmal der deutschen Frauenbewegung wurde. Eine früh einsetzende Legendenbildung, zu der sie teilweise selbst Vorschub leistete durch reiches Material in der Frauenpresse und in ihren Schriften, durch verstreute Erinnerungen und sonstige Äußerungen über sich selbst, wurde nach ihrem Ableben fortgesetzt, gefördert vor allem von ihren Nachfolgerinnen an der Spitze des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF), den sie 1865 mitbegründete und dem sie bis zu ihrem Tod dreißig Jahre lang vorstand. Die Diskrepanz zwischen dem Bild der ruhmreichen Führerin und ihrer wahren, viel umfassenderen Persönlichkeit blieb aus allerlei Gründen im Verborgenen ...

Die Überlieferung des persönlichen Nachlasses und darüber hinaus weiterer Autographen Louise Ottos entspricht nicht ihrer exponierten Rolle und ihrer großen Leistung ... Es ist aber ausdrücklich zu betonen, dass ihre Veröffentlichung nicht geschieht, um »Negatives« bei Louise Otto zu offenbaren, sondern um eine Frau in ihrem Ringen und ihren Zweifeln zu zeigen, zu dem Zweck, sie und ihr Werk besser zu verstehen.

Aus der Einleitung von Irina Hundt zu dem von ihr herausgegebenen Jahrbuch »Louise Otto-Peters. Forschungen zur Schriftstellerin, Journalistin, Publizistin und Frauenpolitikerin (1819-1895)« (Sax Verlag, 327 S., br., 14,99 €).

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal