Boeing 737 jetzt auch als »Cabrio«

Kabinenrisse am Himmel über Arizona – Reparaturprogramm statt Wohlfühloffensive

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
In der vergangen Woche hatte sich während des Fluges einer Boeing 737-3H4 über der Wüste von Arizona urplötzlich ein Riss in der Außenhaut aufgetan. Der Vorfall verlief glimpflich, doch bei Kontrollen von Flugzeugen gleichen Typs wurden weitere Risse entdeckt.
Eine der neueren Boeing 737-Maschinen der Southwest-Airlines.
Eine der neueren Boeing 737-Maschinen der Southwest-Airlines.

Routine am vergangenen Freitag: Southwest-Airlines-Flug 812 von Phoenix (US-Bundesstaat Arizona) nach Sacramento (Kalifornien) hob ab, erreichte die Reiseflughöhe von 11 000 Metern. Dann gab es einen Knall, ein Stück von der Rumpfoberseite – ein mal zwei Meter groß – wurde weggerissen, die Sonne erhellte die Kabine, der Kabinendruck sank, Sauerstoffmasken fielen herunter, berichteten Passagiere nach der Notlandung auf der Air-Force-Base Yuma.

Die 118 Menschen an Bord waren mit dem Schrecken davongekommen. Die erste Vermutung – ein Anschlag! Doch dann erklärte die US-Bundespolizei FBI lapidar: »Alles deutet darauf hin, dass es sich um ein mechanisches Problem handelt.«

»Der Vorfall vom Freitag war sehr ernst«, sagte US-Verkehrsminister Ray LaHood. Auch, weil der Kabinenriss nicht der erste derartige Vorfall bei Southwest war. Bereits im Juli 2009 hatte ein etwa 30 Zentimeter langer Riss im Rumpf eine Maschine zur Notlandung gezwungen. Die Gesellschaft betreibt nach Angaben der US-Luftfahrtbehörde FAA die größte Flotte an älteren Boeing 737. Der zweimotorige »Arizona-Pechvogel« mit dem Kenner N632SW hatte seinen Erstflug vor 14 Jahren und zehn Monaten. Die FAA ordnete vorsichtshalber die Untersuchung aller vergleichbaren Maschinen der B-737-300-Baureihe an. Rund 80 stehen in den USA auf der Prüfliste, doppelt so viele fliegen im Ausland.

Die 737 fliegt seit den 1960er Jahren und ist mit gut 6600 ausgelieferten Maschinen der meist verkaufte Flugzeugtyp der Welt. Boeing hat das Modell immer wieder technisch und wirtschaftlich auf den neuesten Stand gebracht. Eigentlich wollte man sich in den kommenden Monaten um das innere »Aufhübschen« des beliebten und insgesamt sicheren Mittelstreckenjets kümmern. Mit Hilfe von Psychologen entwickelten Ingenieure ein Kabinenkonzept namens »Sky Interior«. Das Flugzeug selbst soll die Passagiere »willkommen heißen«. Fließende Formen, ein innovativ-variables LED-Beleuchtungssystem, größere Fenster, neue Gepäckfächer sind vorgesehen. Eine »Cabrio-Variante« strebt man allerdings nicht an.

Auch langfristig hat Boeing vor, die 737 als Basismodell zu pflegen. Bis 2020 soll ein Nachfolgemuster verfügbar sein. Der neue Jet soll bis zu 20 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen, bis zu 30 Prozent niedrigere Wartungskosten haben und auch bei den Betriebskosten im zweistelligen Prozentbereich unter seinem Vorgänger liegen. Die entscheidende Frage jedoch ist, ob die erforderlichen Technologien rechtzeitig verfügbar sind, merkt die in Berlin erscheinende »Fliegerrevue« an. Bis zur Jahresmitte soll eine Entscheidung fallen, bis dahin hält man sich die Option neuer Triebwerke für die 737 offen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal