Lichtblick beim Atomleck-Stopfen

Offenbar kleiner Erfolg in Fukushima erzielt

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Bemühungen des japanischen Atombetreibers Tepco, ein Leck am zerstörten Kraftwerk Fukushima zu schließen, zeigen erstmals Wirkung.

Tokio (dpa/AFP/ND). Die Menge an austretendem Strahlenwasser habe sich »ein wenig« verringert, berichtete die Nachrichtenagentur Jiji Press am Dienstag unter Berufung auf den Energiekonzern. Arbeiter hatten nach mehreren gescheiterten Versuchen 1500 Liter Flüssigglas in den betreffenden Kabelschacht gefüllt. Die Chemikalie soll dafür sorgen, dass das unkontrolliert ins Meer strömende Wasser gestoppt wird. Es ist stark radioaktiv verseucht. Versuche, das Leck unter anderem mit Beton zu verfüllen, waren gescheitert.

Kräftiger Wind aus Südwesten weht Vorhersagen zufolge radioaktive Stoffe aus dem Unglückskraftwerk Fukushima in den nächsten Tagen wieder aufs offene Meer.

Als Reaktion auf die Atomkatastrophe hat die japanische Regierung Grenzwerte für Strahlenbelastung bei gefangenem Fisch und sogenannten Meeresfrüchten festgesetzt. Provisorisch sollen die bereits für Gemüse geltenden Grenzwerte auch an Fisch und Schalentiere angelegt werden, wie Regierungssprecher Yukio Edano am Dienstag sagte. Für das krebserregende Jod 131 gilt demnach eine Obergrenze von 2000 Becquerel pro Kilo Fisch, die Obergrenze von Cäsium 137 beträgt 500 Becquerel. Über diese Werte hinaus belastete Fische dürfen nicht für den Verzehr verwendet werden.

In den vergangenen Tagen war bei Sandaalen, die im Meer vor der Präfektur Ibaraki gefangen worden waren, erhöhte radioaktive Belastung festgestellt worden. Ibaraki liegt südlich der Präfektur Fukushima, in der sich das Unglücks-AKW befindet, und nördlich von Tokio. Bei anderen Fischen wurden laut den Behörden hingegen keine erhöhten Werte festgestellt.

Im Meerwasser vor Fukushima 1 waren in den vergangenen Tagen und Wochen stark erhöhte Strahlenwerte gemessen worden. Am Montag begann AKW-Betreiber Tepco damit, 11 500 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik zu leiten, um Platz für stärker belastetes Wasser zu schaffen.

Unterdessen sind im Wasser der kanadischen Stadt Vancouver radioaktive Spuren aus dem japanischen Kernkraftwerk Fukushima entdeckt worden. Allerdings seien die Werte »verschwindend gering«, beruhigten neben dem Gesundheitsministerium auch namhafte Experten in der Pazifikprovinz British Columbia. Der Atomforscher Kris Starosta von der Simon-Fraser-Universität (Vancouver) sagte: »Die Werte von radioaktivem Jod 131 stiegen sieben Tage nach dem Reaktorunglück in Fukushima an, sind seitdem aber wieder deutlich gesunken.«

Südkorea hat Japan um detaillierte Informationen über die Einleitung von radioaktiv verseuchtem Wasser ins Meer gebeten. Seoul habe eine entsprechende Anfrage über seine Botschaft in Tokio an die japanische Regierung gerichtet, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul. Südkorea benötigt demnach genaue Daten, um die möglichen Gefahren für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt abschätzen zu können. Südkorea sei nicht im Voraus über die Einleitung des verseuchten Wassers ins Meer informiert worden. Ein anderer Beamter des Außenministeriums widersprach Berichten südkoreanischer Medien, wonach Seoul offiziell seine Bedenken gegen die Einleitung des verseuchten Wassers in den Pazifik an Tokio übermittelt habe.

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