Anti-AKW-Aktivisten in Minsk verhaftet

Erinnern an Tschernobyl unerwünscht

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei einer internationalen Anti-AKW-Aktion in Minsk in Belarus wurden am Dienstagabend mehrere Aktivisten aus Belarus, Polen und Deutschland verhaftet.

Die Festnahmen erfolgten nach Angaben der Aktionsgruppe nach einer Protestaktion gegen Atomkraft. Zwölf der rund 40 Aktivisten aus Belarus, Polen und Deutschland wurden nahe der Minsker Metro Station »Pushkinskaya« verhaftet. »Zunächst verlief alles ruhig« berichtet einer der Aktivisten telefonisch. An einer Kreuzung habe die Gruppe zwei Transparente hochgehalten: »Tschernobyl, Fukushima – Ostrovets?« und »Wir sind gegen Atomkraftwerke« stand darauf. Zudem habe die Gruppe Flugblätter verteilt. Sie wollte damit am 25. Jahrestag von Tschernobyl an die Katastrophe und die Auswirkungen auch in Belarus erinnern und gegen den Neubau eines Atomkraftwerks in Ostrovets protestieren. Nach etwa fünf Minuten habe die Gruppe die Kreuzung wieder verlassen und sei zur nächsten gezogen.

Der zweite Flashmob, eine spontane Versammlung, wurde kurz nach Beginn unterbrochen. »Nach rund einer Minute hielten zwei Fahrzeuge mit Zivilpolizisten und ein roter Gefangenentransporter«, berichtet einer der Teilnehmer. Die Demonstranten wurden zu Boden gerissen und in Gewahrsam genommen. Sechs Aktivisten aus Deutschland, fünf aus Belarus und einer aus Polen sollten am Nachmittag einem Richter vorgeführt werden. Den Angeklagten gehe es »den Umständen entsprechend gut«, sagte ein Unterstützer vor Ort gegenüber ND. Die Anklagepunkte waren nicht bekannt.

Am Mittag wurde in Minsk ein weiterer Aktivist festgenommen wegen »Unerlaubten Fotografierens eines Polizisten«. Bereits am Morgen hatten sich Menschen zu einer Kundgebung vor der belarussischen Botschaft in Berlin versammelt und forderten die Freilassung der Inhaftierten.

In Ostrovets an der Grenze zu Litauen plant der staatliche russische Konzern Atomstroyeksport für rund neun Milliarden Euro ein Atomkraftwerk. Litauen hatte sich in der Vergangenheit wegen der Nähe zur Hauptstadt Vilnius mehrfach sehr kritisch zu dem Projekt geäußert, Umweltschutzorganisationen bezeichneten den Prozess als intransparent und die ökologischen Folgen als unüberschaubar.

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