Nächste Wende

Jenny Becker über die Renaissance des Ku'damms

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Geburtstagskind feiert sich als gäbe es kein Morgen. Ein halbes Jahr werden die Festivitäten zum Jubiläum des Ku'damms dauern, die Gratulanten übertreffen sich schon jetzt im Lob des Boulevards als Wahrzeichen und Mythos. Der 125. Geburtstag scheint ein willkommener Anlass, um neue Aufmerksamkeit auf die einst so bedeutende Flaniermeile zu ziehen.

»Heute steht der Ku'damm vor einer Renaissance«, orakelt Burkhard Kieker von der Tourismusorganisation Visit Berlin im Jubiläumsheft. »Vom Berliner Osten wendet sich der Blick wieder nach Westen.« Die allgemeine Botschaft lautet: Die City West tritt endlich aus dem Schatten der boomenden Mitte, in den die Wende sie gestellt hat. Obwohl Bürgermeister Klaus Wowereit versöhnlich betont: »Eine Metropole wie Berlin hat mehrere Zentren und die stehen nicht in Konkurrenz«, scheint es doch ein Kampf um Investoren, der hier mit Hilfe des Jubiläumsspektakels geführt wird. Dabei ist die Aufwertung von Kiezen im Osten wie dem Hackeschen Markt nicht auf Geld allein zurückzuführen, sondern auf eine lebendige Kreativszene. Eine Renaissance des Ku'damms gelingt nur, wenn Kultur gefördert wird, statt Kommerz.

Von »zukunftsweisender Entwicklung« kann angesichts der geplanten Bauprojekte kaum die Rede sein. Gläserne Shopping- und Luxustempel taugen nicht zur Legendenbildung. Doch Glanz und Gloria der alten Zeit werden nicht noch 125 Jahre ausreichen, um den Mythos am Leben zu halten.

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