Lob des Gescheiterten

Standpunkt von Roland Etzel

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Israelis feiern, die Palästinenser trauern, und einer, der angetreten war, den seit über sechs Jahrzehnten todesträchtigen Konflikt im Nahen Osten aufzulösen, verlässt als gescheiterter Mann dieses politische Kampffeld. Ein Menetekel. Dass der Tag der israelischen Staatsgründung für die Palästinenser zum Tag der »Nakba«, der Katastrophe, wurde, ist mehr als ein in der Geschichte verblassendes Datum. Noch immer dauert die nationale Tragödie der Palästinenser an. Sie ist eine Folge multipler Interessenverwicklungen aller Großmächte dieser Welt, aber nicht zum wenigsten Ergebnis einer israelischen Staatspolitik, in der Anspruch und Recht der Palästinenser auf einen eigenen lebensfähigen Staat nach wie vor keinen Stellenwert haben.

Selbst die über jeden Zweifel erhabenen Bemühungen des krisenerprobten US-Diplomaten und Ex-Senators Mitchell zerschellten an der Härte der nahöstlichen Fronten. Der Konflikt wäre vermutlich nicht gelöst, aber sicher auch nicht so ernüchternd festgefahren wie heute, hätte Mitchells Parteifreund und Präsident Obama auch nur halb so viel an einst versprochenem Durchsetzungswillen zur friedlichen Lösung des Konflikts an den Tag gelegt, wie er jetzt an plattem Lob über Mitchell ausschüttete. Es kann nicht verdecken, dass der Friedensnobelpreisträger aus dem Weißen Haus auch diesen Teil seiner Vorschusslorbeeren bisher nicht zurückzuzahlen vermochte.

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