Blatters Welt im Wanken

Kommentar von Jirka Grahl

  • Lesedauer: 1 Min.

Krise? »Könnte mir mal jemand beschreiben, was eine Krise sein soll?« Als Joseph Blatter am Montagabend in Zürich vor die Mikrofone trat, wirkte der FIFA-Präsident so gar nicht mehr wie der Boss eines der mächtigsten Unternehmen der Welt (denn nichts anderes ist der Fußballweltverband mit seinen Milliardenumsätzen). Der FIFA-Grande erinnerte in seiner unbeirrbaren Sturköpfigkeit und Selbstherrlichkeit eher an einen Diktator, dessen Welt ins Wanken gerät. »Darauf antworte ich nicht, ich bin der Präsident.« Mit diesen Worten beschied er einen Fragesteller, der sich nach den Schmiergeldzahlungen im Zuge der WM-Vergabe an Katar 2022 erkundigte. Korruption, Schmiergeldzahlungen, Bestechlichkeit? Nein, nein, sagt Blatter, die »FIFA-Familie« werde alle ihre Probleme alleine lösen. Die Familie! Die Wortwahl spricht Bände.

Heute will sich der 75-Jährige für eine vierte Amtszeit wiederwählen lassen. Einen Gegenkandidaten gibt es nicht, nachdem sein Gegenspieler Mohamed bin Hammam (Katar) aus dem Rennen ist, jener Mann, der einst zu Blatters Strippenziehern gehörte: suspendiert wegen Korruption. Womöglich kommt der gewiefte Blatter heute tatsächlich noch einmal durch. Dass er die täglichen Enthüllungen noch lange übersteht, darf allerdings bezweifelt werden.

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