BLOGwoche: Volkzählung selbst gemacht

  • Enno Park
  • Lesedauer: 2 Min.

Einfach mal 35 Millionen Google-Profile in eine Datenbank ziehen? Der niederländische Student Matthijs R. Koot hat dafür einen Monat gebraucht. Bewaffnet mit Spidermonkey und etwas JavaScript hat er einfach seinen Rechner alle Google-Profile besuchen und die auffindbaren Daten in eine Datenbank schreiben lassen.

Matthijs verfügt jetzt über folgende Daten von 35 Millionen Menschen: Name, Nickname, Lebenslauf (Studium und Berufsleben), Twitter-Gespräche und in etwa 15 Millionen Fällen die Googlemail-Adresse. Besonderes Wissen oder spezielle Technologie war dazu nicht nötig. Das Ganze war auch kein Verstoß gegen Googles Regeln, kein Captcha hat die Aktion behindert und noch nicht einmal die »robot.txt« zeigt an, dass die Daten nicht von Spidern besucht werden sollen.

Auf eine Veröffentlichung der Datenbank verzichtet der Student, was übrigens illegal oder mindestens ein Verstoß gegen Googles Nutzungsbedingungen wäre. So eine Datensammlung lässt sich natürlich hervorragend für »Rasterfahndungen« beliebiger Art benutzen. Wie wäre es zum Beispiel mit Spam-Mails, die nur denjenigen geschickt werden, deren Profil bestimmte Voraussetzungen erfüllt, so dass die Anzahl der Mails so gering bleibt, dass sie auch nicht automatisch von Googlemail ausgefiltert werden?

Allerdings sollten wir zwei Dinge im Auge behalten. Einerseits: Alle diese 35 Millionen Menschen haben ihre Daten freiwillig ins Netz gestellt. Andererseits: Google schafft gerade die Möglichkeit ab, sein Nutzerprofil auf »privat« zu schalten und somit Zugriff auf die unmittelbaren Kontakte zu beschränken.

Der Autor ist Mediengestalter und Softwareentwickler. Er arbeitet als freier Unternehmensberater für Onlinemarketing, Kommunikation und Social Media; zum Weiterlesen: yuccatree.de/2011/05/do-it-yourself-volkszahlung-student-erntet-35-millionen-google-profile

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