Gentech-Lachs gestoppt?

US-Kongress blockiert vorerst Zulassung

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Deutschen und ihre angeblich irrationalen Ängste gelten ja seit Jahren als das Haupthindernis des Fortschritts, weil sie sich gegen den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wehren. Die USA dagegen galten als Speerspitze des Fortschritts. Zumindest in einem Punkt scheint es da jenseits des Atlantik ein Umdenken gegeben zu haben: Der im vergangenen Jahr schon fast zugelassene gentechnisch veränderte Zuchtlachs Aquadvantage der US-Firma Aqua Bounty wurde Ende voriger Woche auf einem Umweg gestoppt: Die »Financial Times Deutschland« berichtet, dass das US-Repräsentantenhaus einen Gesetzentwurf verabschiedet habe, der der Lebensmittelbehörde FDA verbietet, irgendwelche Mittel aus dem aktuellen Budget für das Zulassungsverfahren zu verwenden. Unklar ist allerdings, ob der Initiator, der aus Alaska stammende Abgeordnete Don Young auch genügend Senatoren für sein Gesetz gewinnen kann. Was Gentechnik-Gegnern hierzulande vermutlich nicht so schmecken wird an dem Vorgang: Young, fürchtet weniger gesundheitliche oder ökologische Folgen des Gentech-Lachses. Er fürchtet um die Lachsfischerei seines Bundesstaates, wenn massenhaft billigerer Zuchtlachs auf den Markt käme.

Dabei sind die ökologischen Aspekte nicht ohne. Der Gentech-Lachs erhielt ein Wachstumsgen des Königslachses sowie ein Schaltergen des Meeresdickkopfes. Damit wächst er doppelt so schnell wie seine unveränderten atlantischen Artgenossen. Versuche mit Lachsen, die mit Wachstumshormon behandelt worden waren, zeigten, dass diese in freier Wildbahn die natürlichen Verwandten verdrängen könnten. Wegen eingeschränkter Widerstandsfähigkeit der Gentech-Fische könnte dann aber der Gesamtbestand kollabieren. Derartiges Auskreuzen will Aqua Bounty durch Sterilisierung der Tiere vermeiden. Doch Experten halten eine hundertprozentige Sterilität für unrealistisch. Mögen also die Gründe des Gesetzes mangelhaft sein, ist ihm dennoch Erfolg zu wünschen.


Lachse

Als Lachs bezeichnet man neben dem Atlantischen Lachs (Salmo salar) auch mehrere Arten pazifischer Lachse (Oncorhynchus). Ihnen ist gemeinsam, dass sie als Jungfische ins Meer wandern und geschlechtsreif zum Laichen in den Fluss zurückkehren, aus dem sie kamen. Dabei überwinden die kräftigen Tiere auch niedrige Wasserfälle. Der pazifische Königslachs (Oncorhynchus tshawytscha) kann bis zu 1,5 Meter lang und 36 Kilogramm schwer werden. In freier Wildbahn stark dezimiert, wird vor allem der Atlantische Lachs weltweit in Aquakultur gezüchtet. 2009 wurden weltweit ca. 1,4 Millionen Tonnen Lachs produziert.

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