Schwere Vorwürfe an NATO

Luftangriffe sollen in Tripolis neun Zivilisten getötet haben

  • Lesedauer: 2 Min.
Die libysche Regierung hat der NATO vorgeworfen, bei einem Luftangriff auf ein Wohngebiet in der Hauptstadt Tripolis neun Zivilisten getötet zu haben, darunter zwei Kinder.

Tripolis (AFP/ND). Libysche Behördenvertreter führten ausländische Journalisten in der Nacht zum Sonntag zu den Trümmern eines zweistöckigen Hauses im Wohnviertel Al-Arada, aus denen Rettungskräfte zwei Leichen bargen. In einem Krankenhaus wurden den Reportern zudem die Leichen von zwei Kleinkindern und einer Frau gezeigt. Nach libyschen Angaben wurden insgesamt neun Menschen getötet, darunter fünf Mitglieder einer Familie, und 18 weitere verletzt.

Ein Sprecher der Führung von Staatschef Muammar al-Gaddafi beschuldigte die NATO, bewusst auf Zivilisten zu zielen. Er betonte, die Toten und die Zerstörung seien keine »Propaganda«.

Die NATO bestätigte am Sonntag, dass in den vergangenen 24 Stunden Angriffe in Tripolis geflogen worden seien. Dabei wurde laut NATO ein Raketenlager in der libyschen Hauptstadt zerstört. Weitere militärische Einrichtungen seien in der Umgebung getroffen worden, darunter ein Befehlszentrum. Ein NATO-Sprecher erklärte, das Bündnis nehme »alle Berichte über den Tod von Zivilisten ernst«. Sollte sich bei der Prüfung der Vorwürfe herausstellen, dass tatsächlich Zivilisten durch NATO-Beschuss umgekommen seien, würde das Bündnis dies »sehr bedauern«. Bereits am Sonnabend hatte sich die NATO für den versehentlichen Beschuss libyscher Rebellen in dem Gebiet um die ostlibysche Ölstadt Brega entschuldigt.

In einer am Freitagabend vom Staatsfernsehen übertragenen Audiobotschaft drohte Gaddafi der NATO einen erbitterten Kampf an. Gleichzeitig bekräftigte sein Regierungschef Baghdadi Mahmudi russische Angaben über Gespräche zwischen der libyschen Führung und den Rebellen. Diese wurden vom Chef des Nationalen Übergangsrates, Mahmud Dschibril, umgehend dementiert.

In Kairo sprach sich eine Libyen-Konferenz für einen »politischen Prozess« zur Beilegung des Konflikts aus. Dieser Prozess müsse den »legitimen Bestrebungen des libyschen Volkes« entsprechen, hieß es in der Abschlusserklärung der Konferenz, an der neben der Arabischen Liga Vertreter von UNO, EU, der Afrikanischen Union und der Organisation der Islamischen Konferenz teilnahmen.

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