Mehr Bares für die Beißerchen
Krankenkassen gegen geplante Zahnarzthonorare
Seit 23 Jahren seien die Honorare für die zahnärztlichen Leistungen nicht angepasst worden, klagen die Zahnärztefunktionäre. Sie halten den Gesetzentwurf für eine neue Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) für ein »Desaster«. Er ignoriere die Kostenentwicklungen der letzten zwanzig Jahre, so der Vorsitzende des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Jürgen Fedderwitz. Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen würden nur wenige Euro im Jahr mehr als vorher zahlen müssen, beschwichtigt das Bundesgesundheitsministerium.
Das sehen die Kritiker ganz anders. »Die Vollkrone würde künftig rund 74 Euro mehr kosten«, warnte der Vizechef des Verbands der gesetzlichen Krankenkassen, Johann-Magnus von Stackelberg. Bei einer Teleskop- oder Konuskrone drohe der Preis von bisher 276 sogar auf 513 Euro zu steigen – Mehrkosten für Patienten: 237 Euro. Selbst die Private Krankenversicherung (PKV) ist dieses Mal mit auf der Seite derjenigen, die vom Gesundheitsministerium verlangen, diesen Entwurf zu überarbeiten. Neue Behandlungsmethoden und die allgemeine Tendenz zu höheren Gebührensätzen würden Kostensteigerungen von mindestens 14 Prozent mit sich bringen, sagte ein Sprecher. Durch sogenannte Honoraroptimierungen könnte es sogar 18-prozentige Erhöhungen geben.
Laut AOK werden rund 60 Prozent des Zahnersatzes für gesetzlich Versicherte nach der GOZ abgerechnet, das ist der Anteil, den die Patienten inzwischen selbst tragen müssen. Ausgaben für Kunststofffüllungen, Kronen und Brücken dürften den Zahnpatienten vom nächsten Jahr an also noch mehr Zahnschmerzen bereiten. Nach Ansicht von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sollen sie nach dem Willen des FDP-geführten Bundesgesundheitsministeriums ein »sattes Einkommensplus« für die »Not leidenden Zahnärzte« finanzieren.
Ab 1. Januar 2012 soll die Novelle zur Gebührenordnung in Kraft treten. Vorher muss sie Anfang Juli vom Bundeskabinett verabschiedet werden, der Bundesrat wird nach der Sommerpause abstimmen.
Kommentar Seite 4
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.