Nur gucken, nicht kicken

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Mark Wolter berichtet für ND von der Fußball-WM 2011.
Mark Wolter berichtet für ND von der Fußball-WM 2011.

Bei so viel WM schauen, bekommt man Lust, selbst ein wenig zu kicken. Also auf in die »Fußballgärten« am Mainufer! Schon von der Friedensbrücke lockt aus der Ferne der überdimensionale Fußball, die schwimmende Bühne des Festes. Auf der Fanmeile geht es vorbei an Bierständen, Cocktailbars und den Leinwänden. Hinter dem Miniriesenrad und einem Karussell liegt »Speedcell«, der WM-Ball. Allerdings zwei Meter groß und aus Hartplastik. Nichts zum Spielen.

Weiter geht's vorbei an Meral's schwimmender Dönerbude, Wiener Mandeln und Elsässer Flammkuchen. Dann – endlich – ein kleiner Kunstrasenplatz. Doch schon der Schriftzug auf der Bande verheißt nichts Gutes: »Girls wanted.« Vielleicht trotzdem mal kurz fünf Minuten mitspielen? »Nein, nur Mädchen«, stellt eine kleine Dribbelkünstlerin in zu großem Nationaltrikot klar.

Das Drängeln durch die freudetrunkenden Massen bleibt der einzige Kick. Plötzlich ertönt Torjubel. Auf der großen Bühne gibt es ein Elfmeterschießen. Die Schlange ist zwar lang, aber was soll's. »Das ist ein Weltrekordversuch im Dauer-Elfer-Schießen der Frauen«, erklärt eine Mittfünfzigerin im Sportdress vor mir. Mehr als 500 hätten schon nacheinander vom Punkt aufs Tor geschossen, deutlich mehr als die bisherige Bestmarke von 364 aus Singapur und auch mehr als beim Parallelwettbewerb in Augsburg, wo nach 463 Schüssen die 30-Sekunden-Pause-Regel missachtet und das Zählen abgebrochen wurde.

Der Weltrekord ist also gefallen. Dann kann man doch mal, nur einmal schießen? Es muss ja nicht zählen. Nein, sagt die Dame im roten Volunteerdress, die die Teilnehmerinnen akribisch aufschreibt. Für Männer gilt: Nur gucken, nicht mitkicken! Oder ins Tor stellen! Nein, danke! Es ist die WM der Fußballerinnen – da muss auch mal anfeuern reichen.

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