Börsenfieber

Klaus Joachim Herrmann über den Wert von Umfragen

  • Lesedauer: 1 Min.

Rot-Rot hat gezeigt, dass es derzeit in Berlin wieder eine Mehrheit hat. Das war längere Zeit nicht so. Das kann bleiben und sich entwickeln. Das kann auch wieder vergehen. Trotzdem ist dies den Betroffenen eine optimistische Kunde. Sie offenbart eine realistische Möglichkeit, eine Option mehr. Diese ist offenbar recht ernst zu nehmen. Beleg dafür ist allein schon die Anerkennung, die der Regierende Bürgermeister der rot-roten Kombination zollt. Wann hat er sich des Partners das letzte Mal öffentlich wohlwollend entsonnen?

Die zweite frohe Kunde ist logischer Art. Aus dem Zuwachs beider Parteien von jeweils zwei Prozent ist wirklicher Zuwachs zu folgern. Denn Rot und Rot nehmen sich nicht Stimmen gegenseitig weg und bleiben in der Summe gleich, sondern sie gewinnen Prozente gemeinsam zurück – und hinzu. Greift also der Wahlkampf? Siegen die besseren Argumente? Überzeugen die schlüssigen Konzepte? Wirken die schöneren Plakate? Solche Fragen müssen unbeantwortet bleiben.

Umfragen sind ein Wert an sich. Das ist wie an der Börse. Auch dort werden nur die Kurse bestimmt, Erklärungen sind Mangelware. Die Werte steigen, und die Experten verweisen auf Gründe. Die Werte fallen, und dieselben Experten verweisen auf dieselben Gründe. Was bleibt, ist das Börsenfieber. Die nächste Umfrage kommt bestimmt.

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