Murdochs Übersicht

Kommentar von Detlef D. Pries

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 1 Min.

Pressefreiheit sei die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Diesem Wort Paul Sethes, Gründungsherausgeber der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, wird mindestens so oft empört widersprochen, wie es zustimmend zitiert wird. Der jüngste Skandal im Vereinigten Königreich spricht indes unbestreitbar dafür, dass mehr als ein Körnchen Wahrheit daran ist. Warum sonst wohl lädt ein Regierungschef – David Cameron – einen der mächtigsten Meinungsmacher – Rupert Murdoch – durch die Hintertür »auf eine Tasse Tee« in seinen Amtssitz ein und dankt ihm für die Unterstützung im Wahlkampf? Weil er sehr wohl weiß und akzeptiert, dass Murdochs Meinung auch sein – Camerons – künftiges politisches Schicksal beeinflusst. Der Medienmogul hatte zuvor schon seinen Daumen über etliche andere Politiker gehoben oder gesenkt. Und warum machte Cameron einen Mann aus dem Hause Murdoch – Andy Coulson – zum Regierungssprecher? Weil der wusste, wie sein einstiger Gebieter »tickt«.

Plötzlich üben sich Cameron und Murdoch in »Demut«: Wenn sie doch nur gewusst hätten, mit welchen unlauteren Methoden die Leute ihres Vertrauens gearbeitet – also Murdochs Reichtum vergrößert – haben! Doch leider ahnten sie es nicht. »Vielleicht«, räumte Murdoch ein, »habe ich die Übersicht verloren.« Ein besseres Argument gegen die Konzentration der Presse(freiheit) in wenigen Händen konnte er nicht liefern.

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