Zustimmung für Breivik aus Italien

Lega-Nord-Parlamentarier löst Entsetzen aus

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 2 Min.
Mario Borghezio, seit 2001 für die italienische Lega Nord Abgeordneter im Europäischen Parlament, teilt die Ansichten des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik. Das erklärte er in einem Interview mit einem italienischen Privatradio.

»Viele seiner Ideen sind gut, einige sind hervorragend«, sagte der Vertreter der Lega, die in Italien Regierungsverantwortung trägt. Wenn es zu Gewalt gekommen ist, sei dies ausschließlich Schuld der »Invasion von Migranten«.

Borghezio erklärte weiter, dass etwa 100 Millionen Europäer diese Ansichten teilen: »Die Christen dürfen nicht länger Opfertiere sein: Wir müssen sie verteidigen!« Er räumte ein, dass ein Massaker nicht die richtige Art der Verteidigung sei. Doch auch dazu äußerte er seine Zweifel und suggerierte, dass zumindest die Polizei von dem Vorhaben Breiviks gewusst haben müsse und ihn wohl aus »guten Gründen« nicht gestoppt habe. »Wenn wir zwei und zwei zusammenzählen«, so Borghezio, »ist doch klar, dass dieses Massaker benutzt wird, um Positionen wie die von Oriana Fallaci zu verurteilen. Dazu gebe ich mich nicht her.« Er spielte damit auf die italienische Journalistin an, die vor ihrem Tod 2006 islamfeindliche Äußerungen machte. Die Ermordung von 76 Menschen, so in der Konsequenz die These des italienischen Abgeordneten, sei von den Kräften billigend in Kauf genommen worden, die eine multikulturelle und liberale Gesellschaft wollen.

Zumindest ein Teil der italienischen Politik ist angesichts dieser Erklärungen entsetzt. Vertreter verschiedener Oppositionsparteien haben angekündigt, dass sie Mario Borghezio wegen »Anstiftung zum Rassenhass« verklagen werden. Sie forderten das Europäische Parlament auf, sich sofort mit dem Fall Borghezio zu befassen. Minister Roberto Calderoli (ebenfalls Lega Nord) erklärte, dass Borghezio nur seine persönliche Meinung geäußert habe. Von einem Parteiausschluss ist indes nicht die Rede.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal