Groteske Marktwirtschaft

Kommentar von Christian Klemm

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Marktwirtschaft hat ihre ganz eigenen Besonderheiten. Sie stellt den Verbraucher tagtäglich auf die Probe. Der Kunde steht zum Beispiel vor einem 20 Meter langen Regal in der Kaufhalle seines Vertrauens und versucht – tief beeindruckt vom überwältigenden Warenangebot –, sich zwischen dutzenden Jogurt- und Käsesorten zu entscheiden. Ähnlich geht es ihm an der Tankstelle. Dort wird seit einigen Monaten das E10-Superbenzin neben dem herkömmlichen Super E5 zum Verkauf angeboten. Jetzt liegt es am deutschen Autofahrer, den Tank mit dem einen oder dem anderen Sprit zu füllen. Er entscheidet sich meistens – ganz der Tradition verpflichtet – für den herkömmlichen Kraftstoff. Schließlich könnte das neue E10 ja den Motor seines heißgeliebten Mercedes oder Volkswagen beschädigen. Die Tankstelle und somit auch die Mineralölkonzerne bleiben also auf ihrem E10 sitzen. Und was machen die dann? Richtig, sie erhöhen den Preis für den herkömmlichen Kraftstoff und bestrafen einfach den Autofahrer für seine Wahl an der Zapfsäule. Das jedenfalls hat britische Ölkonzern BP jetzt angekündigt.

Die Erklärung für diese absurde Preispolitik ist einfach: Die Konzerne müssen eine bestimmte Quote an Bio-Kraftstoffen verkaufen. Gelingt das nicht, sind Strafzahlungen in Millionenhöhe zu leisten. Und das wollen BP und Konsorten nicht auf sich sitzen lassen. Sie versuchen zum einen, die Profitausfälle an anderer Stelle reinzuholen. Und sie wollen weiter Stimmung gegen das ungeliebte E10 und die von der Bundesregierung vorgeschriebene Quotierung machen. Für sie aus gutem Grund, denn die bringt sie um Millionen Euros.

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