Erster Kugelstoß-Weltmeister

Der 21-jährige David Storl gewinnt in Daegu überraschend den Titel

  • Andreas Schirmer, dpa
  • Lesedauer: 4 Min.

Zum ersten Mal hat ein deutscher Kugelstoßer eine WM-Goldmedaille gewonnen: Der erst 21-jährige David Storl stach als jüngster Weltmeister der Geschichte die Konkurrenten mit 21,78 Meter aus. Dabei steigerte er seine Bestleistung um 73 Zentimeter.

Kugelstoß-Senkrechtstarter David Storl konterte im letzten Versuch die Konkurrenz und machte aus Silber sogar noch Gold. »Ich hatte mich schon tierisch über Silber gefreut. Jetzt bin ich mega-stolz«, jubelte der jüngste und erste deutsche Kugelstoß-Weltmeister der WM-Geschichte. Mit 21,78 Metern verdrängte der Chemnitzer am Freitag im südkoreanischen Daegu noch den Kanadier Dylan Armstrong (21,64) auf Platz zwei. Andrej Mischnewitsch aus Belarus (21,40) wurde Dritter noch vor den hoch gehandelten US-Amerikanern.

»David gehört die Zukunft. Er hat das Zeug, auch in London Olympiasieger zu werden«, meinte mit großem Respekt Rivale Armstrong, der im letzten Versuch des Wettkampfes den sensationellen Stoß des Chemnitzers nicht mehr kontern konnte. Polizeimeisteranwärter David Storl, erst seit fünf Jahren auf Kugelstoßen spezialisiert, hatte eigentlich anvisiert, erst nach 2012 bei einem großen Titelkampf auf das Podium zu klettern. Dass er schon in Südkorea den WM-Gipfel erreicht hat, verdankt er auch Ralf Bartels.

Der zweimalige WM-Dritte aus Neubrandenburg musste sich selbst mit Platz zehn begnügen, unterstützte aber seinen Nachfolger auf dem Weg zum Titelgewinn. »Er hat mir gut zur Seite gestanden und mich beruhigt. Ich war total aufgeregt und hatte schon nach dem dritten Versuch Bauchschmerzen«, berichtete Storl. Bartels war nach dem Finale richtig stolz auf den Youngster aus Sachsen: »Das ist etwas ganz Großes, unglaublich! Wir haben einen würdigen Vertreter im deutschen Kugelstoßen.«

Schon in der Qualifikation hatte Storl seine Bestleistung um 45 Zentimeter auf 21,50 Meter verbessert und die Rivalen verblüfft. Dass es noch mal um 28 Zentimeter weiter ging, konnte er selbst kaum fassen und nur so erklären: »Wenn man so unter Strom stand wie ich und das positiv umsetzen kann, gelingt so etwas.« Allerdings agiert der neue »Herr des Rings« auch mit hohem Risiko. »Ich bin ein Athlet, der von der Schnelligkeit lebt. Das kann auch in die Hose gehen.«

Erst in diesem Sommer hatte Storl zum ersten Mal die 21-Meter-Barriere überwunden. »Diese sprunghafte Weiterentwicklung konnte man aber nicht erwarten, dass ist Wahnsinn«, sagte Storl, dem Experten wegen physisch-koordinativen Fähigkeiten als »Jahrhunderttalent« bezeichnen. »Er ist ein Ausnahmetalent. Normalerweise ist der Prozess, bis man solche Weiten stoßen kann, viel länger«, sagte Chef-Bundestrainer Herbert Czingon. »Ich hoffe, dass die Entwicklung so weitergeht.«

Ob er damit auch den seit 1990 bestehenden Weltrekord des US-Amerikaners Randy Barnes von 23,12 Metern knacken kann? »Da mache ich mir heute keine Gedanken drüber«, sagte Storl. Um die 7,26 Kilogramm schwere Eisenkugel noch weiter wuchten zu können, will der 1,99 Meter lange und 115 Kilogramm schwere Hüne noch Muskelmasse zulegen. »In diesem Jahr habe ich vier Kilo mehr drauf, 130 will ich noch erreichen«, sagte Storl.


Entscheidungen Samstag (MESZ)

01.00 50 km Gehen Männer
12.00 Hochsprung Frauen
12.10 Speerwurf Männer
13.15 1500 Meter Männer
13.40 4 x 400 Meter Frauen
14.00 100 Meter Hürden Frauen
14.20 200 Meter Männer
TV: ARD: 1.20 - 5.25 und 12.03 - 14.30 Uhr, Eurosport: 2.00 - 5.00 und 11.45 - 14.45 Uhr.

Entscheidungen Sonntag (MESZ)

02.00 Marathon Männer
11.15 Hammerwurf Frauen
12.05 Dreisprung Männer
12.40 5000 Meter Männer
13.15 800 Meter Frauen
13.35 4 x 100 Meter Frauen
14.00 4 x 100 Meter Männer
TV: ZDF: 1.50 - 4.30 Uhr und 11.00 - 15.10 Uhr, Eurosport: 2.00 - 3.00 und 11.00 - 14.15 Uhr.

Ergebnisse 7. Wettkampftag

Speerwurf Frauen
1. Abakumowa (Russland) 71,99 m
2. Spotakova (Tschechien) 71,58
3. Viljoen (Südafrika) 68,38
4. Obergföll (Offenburg) 65,24
Stahl (Leverkusen) nicht angetreten

5000 Meter Frauen
1. Cheruiyot (Kenia) 14:55,36 min
2. Kibet (Kenia) 14:56,21
3. Defar (Äthiopien) 14:56,94

200 Meter Frauen
1. Campbell-Brown (Jamaika) 22,22 s
2. Jeter (USA) 22,37
3. Felix (USA) 22,42

Kugelstoßen Männer
1. Storl (Chemnitz) 21,78 m
2. Armstrong (Kanada) 21,64
3. Michnewitsch (Belarus) 21,40
10. Bartels (Neubrandenburg) 20,14
13. Schmidt (Sindelfingen) 20,06

Weitsprung Männer
1. Phillips (USA) 8,45 m
2. Watt (Australien) 8,33
3. Makusha (Simbabwe) 8,29
7. Reif (Ludwigshafen) 8,19
8. Bayer (Hamburg) 8,17

4 x 400 Meter Männer
1. USA 2:59,31 min
2. Südafrika 2:59,87
3. Jamaika 3:00,10
8. Deutschland 3:01,37
(Plass, Gaba, Rigau, Schneider)

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