Der »Prezi«

Christopher »Dudus« Coke / Der jamaikanische Drogenboss hat sich schuldig bekannt

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Für die US-Behörden ist er einer der gefährlichsten Verbrecher auf Erden, für die Bewohner des Armenviertels Tivoli Gardens in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston ist er ein Wohltäter ersten Ranges: Christopher »Dudus« Coke, in Tivoli Gardens auch »Prezi« genannt, der Präsident des Viertels, ohne den dort nichts geht. Viele Kinder verdanken seiner finanziellen Unterstützung die Möglichkeit, eine bessere Schule zu besuchen, angehende Musikstars wurden von ihm gefördert und Armenspeisungen für Bedürftige finanzierte dort Coke und nicht der Staat. Das ist das eine, soziale Gesicht des 42-jährigen Jamaikaners. Das andere Gesicht muss sich in New York vor Gericht verantworten und die Anklage hat es in sich: Coke soll der Anführer einer kriminellen Bande sein, der so genannten Shower Posse, die in großem Ausmaße in den Drogenhandel verwickelt ist und für unzählige Gewaltverbrechen verantwortlich gemacht wird.

Lange hat Coke alle Vorwürfe kategorisch bestritten und auf seine formelle Existenz als Event-Manager und Geschäftsmann verwiesen. Nun hat er vor Gericht die Verantwortung für einen Teil der ihm angelasteten Taten übernommen. »Ich bekenne mich schuldig, weil ich es bin«, sagte er nach Angaben der »New York Times« dem Richter Robert P. Patterson. Nach Informationen der Zeitung legte Coke erst das Geständnis ab, als ihn die Anklage in New York mit Zeugen konfrontierte, die gegen ihn auszusagen bereit waren. Einer wollte demnach unter Eid beschreiben, wie Coke einen Mann mit einer Kettensäge tötete. Das Geständnis bringt ihm Strafnachlass: Statt Lebenslang droht nun eine Höchststrafe von 23 Jahren.

In Tivoli Gardens reagierten die Bewohner laut der jamaikanischen Tageszeitung »The Gleaner« mit Schock bis Mitleid auf das Geständnis – die Polizei erhöhte die Alarmbereitschaft. Schließlich hatte der Versuch, Coke 2010 in Tivoli aufzutreiben, die größte Militär- und Polizeioperation in der Landesgeschichte bewirkt und über 70 Menschenleben unter den Bewohnern gefordert, die ihren »Prezi« vor der Auslieferung bewahren wollten. Coke wurde dabei nicht gefunden sondern erst vier Wochen später festgenommen. Jamaika wird er vor der Rente kaum wiedersehen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal