Patentidee T. Rex-Steak?

Biolumne

  • Reinhard Renneberg, Hongkong
  • Lesedauer: 2 Min.
Vignette: Chow Ming
Vignette: Chow Ming

Was mir persönlich zum vollkommenen Glück in Hongkong fehlt? Nein, nicht etwa meine ehemalige Berliner Akademie-Kollegin Angela ... Nein, ganz profan: Bockwurst und Thüringer Rostbratwurst!

Meine chinesischen Studenten, die ich alle mal nach Deutschland geschickt habe, schwärmen inzwischen auch von »Blatwulst«.

»Aber dafür müssen Tiere sterben!« Nicht mehr unbedingt! Meine niederländischen Kollegen produzieren nämlich Fleisch im Reagenzglas. Man nennt das auch »in vitro«.

Mark Post an der Uni Maastricht experimentiert mit Zellen aus Schweinen. Er kann Muskelzellen aus Schweine-Stammzellen züchten, die mit fötalem Pferdeserum ernährt werden. Erstaunliche 2,5 Zentimeter lang und 7mm breit sind die Gewebestreifen. Post verpasst ihnen ein tägliches »Training«, um sie wie echte Muskeln wachsen zu lassen. Trotzdem sehen sie noch »blass« und nicht sehr appetitlich aus, weil sie kein Blut durchströmt. Sie haben auch nur wenig Myoglobin. Myoglobin ist das eisenhaltige Muskelenzym. Das dem Hämoglobin verwandte Transport-Eiweiß mit Eisen liefert das Rot. Die rote Farbe der Fahne der Arbeiterklasse stammt historisch bekanntlich vom Blut ab und das ist rot vom Eisen. Ein unbekannter reicher Spender hat nun Geld locker gemacht für Rinder-Zellen. Post meint optimistisch: »In einem Jahr haben wir Hamburger aus der Retorte!«

Stellan Welin, Bioethiker an der Uni Linköping in Schweden, sagt: »Die Wahl unseres Fleisches war bisher dadurch bestimmt, welche Tiere leicht domestizierbar waren, nicht welche auch am besten schmeckten.«

Mit synthetischem Fleisch wäre das vorbei! Ich könnte mir vorstellen, dass auf den Verzehr von echten Panda-Würstchen in China derzeit wohl die Höchststrafe verhängt würde ... Mit dem Fleisch aus der Retorte wären die Würstchen machbar! Nach dem Lesen von Posts Artikel und dem Besuch der »begehbaren Speisekarte Kochhaus« in Berlin träumte ich letzte Nacht prompt davon. Verschiedene gentechnische Projekte laufen nämlich, um das Sibirische Mammut, die Dinosaurier und den neuseeländischen Riesenvogel Dodo wieder auferstehen zu lassen. Fürs Kulinarische muss man ja nicht die kompletten Tiere neu erschaffen, »nur« deren Muskelgewebe.

Das wären irre Patent-Ideen: »Tyrannosaurus Rex T-Bone-Steak«, »Dodo in Aspik« und »Mammut-Filets«. Hmmm ...

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