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Gefahr und Geschwätz

Kommentar von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 2 Min.

Gefälscht wird einfach alles: Gucci-Handtaschen, Prada-Kostüme, Yves-Saint-Laurent-Parfüm, Messer aus Solingen, Tagebücher, Van-Gogh-Bilder, Marlboro-Zigaretten, Lebensläufe, Gartenzwerge, Viagratabletten. Nicht, dass irgendjemand das gut heißen würde, aber es gibt gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Objekten der Begierde. Der Schaden durch den Kauf einer gefälschte Handtasche hält sich wohl in Grenzen.

Anders sieht es bei Medikamenten aus. Hier kann eine Fälschung in der Tat Gefahren für die Gesundheit bewirken. Warnungen sowie Vorsichtsgebote sind da durchaus angebracht. Dass sie allerdings in schöner Regelmäßigkeit mit den Warnungen vor dem Medikamentenkauf über Versandapotheken im Internet verbunden werden, ist schlicht unredlich. Hier wirkt eine erfolgreiche Allianz zwischen Apotheken und den Herstellern, die mit ihrer Angstmacherei und ihrem Geschwätz vor allem die eigenen Einkünfte sichern will. Man muss schon fragen, ob sich das Gesundheitssystem der Zukunft so viele kostenverschlingende Arzneiverteilungsstellen leisten will, wie es sie jetzt noch hat. Und man muss die Hersteller darauf hinweisen, dass es vollkommen unangemessen ist, auf der einen Seite überteuerte und leider oft unwirksame Mittel gegen alle möglichen Zipperlein zu verkaufen und auf der anderen Seite zu verhindern, dass sich Menschen nach preiswerten Medikamenten umschauen - sowohl innerhalb von Deutschland als auch in anderen Ländern.

Arzneifälschungen sollten bekämpft werden. Aber nicht dadurch, dass man sich bei der Gelegenheit gleich der unliebsamen Konkurrenz entledigt. Gegenüber den Rechnungen der WHO über die Verluste der Pharmafirmen ist jedenfalls Skepsis angebracht, so lange diese Organisation immer wieder ihre schützende Hand über die Firmen hält.

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