»Der Weg zu Olympia muss hart sein«

Deutsche Handballerinnen denken beim Start in die EM-Qualifikation an andere Turniere

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Ganz leicht fällt Heine Jensen die Konzentration auf den heutigen Gegner nicht. Die Mannschaft aus Belarus ist nicht schwach, aber orientieren darf sich der Bundestrainer der deutschen Handballerinnen an ihr eigentlich nicht. Der Start in die Qualifikation zur Europameisterschaft 2012 in Frankfurt (Oder) bietet Jensen zwar die Möglichkeit, seine Spielerinnen mal wieder zu versammeln, die EM ist jedoch weit weg. Der Fokus von Spielerinnen und Trainerstab liegt auf der Weltmeisterschaft im Dezember in Brasilien, wo das deutsche Team seine Olympiachancen am Leben erhalten will.

»Natürlich ist unser Konzept auf Brasilien und London ausgerichtet«, sagt der 34-jährige dänische Coach. »Wir dürfen unseren Gegner aber nicht unterschätzen. Die haben eine gute Mannschaft.« Für das zweite Spiel der EM-Qualifikation am Sonntag müssen die Deutschen nach Aserbaidshan reisen. »Ich hoffe, wir können an unsere letzten beiden Spiele beim World Cup in Dänemark anknüpfen. Dann haben wir gute Chancen, die beiden Partien zu gewinnen«, so Jensen.

Auf eine Leistungsträgerin kann der ehemalige Erfolgstrainer des HC Leipzig zunächst nicht mehr bauen. Rekordnationalspielerin Grit Jurack legt eine Pause ein. Die Spielführerin der Handballnationalmannschaft will sich die Dreifachbelastung - Champions League, dänische Liga und Nationalmannschaft - aus Rücksicht auf ihr kleines Kind nicht mehr antun.

Zum neuen Kapitän bestimmte Jensen überraschend Isabell Klein. Die 27-jährige Linkshänderin hat erst 37 mal für Deutschland gespielt, doch Jensen ist bemüht, zumindest mit kleinen Zeichen einen Neuanfang nach der blamablen EM 2010 zu starten. Ansonsten sind die Namen im Kader fast identisch mit denen des vergangenen Jahres, als nur Platz 13 heraussprang. So mussten die Deutschen in die schwere Relegation zur WM gegen Ungarn und haben im Dezember eine harte Vorrundengruppe erwischt.

»Die EM spüren wir immer noch, aber wir müssen es positiv sehen: Wir haben noch die Chance auf Olympia, und der Weg dorthin soll ja auch weit sein. Das finde ich gar nicht schlecht«, redet sich der Bundestrainer die WM-Auslosung gegen Europameister Norwegen, den EM-Sechsten Montenegro und Afrikameister Angola schön.

Da voraussichtlich das Erreichen des Viertelfinales bei der WM Pflicht sein wird, um weiter von Olympia träumen zu dürfen, und keine Zwischenrunde mehr gespielt wird, ist die Vorrunde wichtiger denn je. Ähnlich wie beim World Cup im September wartet gleich zum Auftakt Norwegen. Daher verlangt Jensen im heutigen Spiel gegen Belarus quasi als WM-Übung, dass sich seine Spielerinnen von Anfang an präsent zeigen. »Wie beim World Cup dürfen wir nicht noch einmal auftreten. Da haben wir gegen Norwegen richtig schlecht gespielt und wurden auch hart bestraft«, erinnert sich Jensen an das bittere 13:25, dem jedoch überraschende Siege gegen Rumänien (31:29) und Frankreich (26:20) folgten.

Auch in schwierigen Phasen an die eigenen Stärken zu glauben, will der Däne seinen Spielerinnen einimpfen. Dabei könnte eine erfahrene Spielerin wie Nadine Krause helfen. Erst im Gespräch mit der medizinischen Abteilung am späten gestrigen Abend im Trainingslager in Kienbaum sollte entschieden werden, ob Krause und das Thüringer Rückraumass Nadja Nadgornaja spielen können.

Eine Schonung für die WM käme für Jensen nicht infrage: »Ich will möglichst immer mit der besten Mannschaft spielen. Die paar Tage, in denen ich den Kader zusammen habe, muss ich zum Einspielen nutzen.« Wie gesagt, die WM steckt schon im Kopf.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal