Ein Bauzaun für die Vögel

Kuriose Sperre soll Tieren auf Rügen den Anblick von Baggern ersparen

  • Martina Rathke, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein seltsames Bauwerk entsteht derzeit auf Rügen - ein Bretterzaun und Erdwälle an einer Straßenbautrasse über zehn Kilometer hinweg. Der Zaun soll Wildvögel schützen.

Bergen/Berlin. Ein kilometerlanger Bretterzaun schlängelt sich über die Insel Rügen. Der Zaun entlang der neuen Bundesstraße 96 soll für die nächsten Jahre Wildvögel vor dem Anblick und dem Baulärm von Baggern und Baufahrzeugen schützen. Arbeiter stellen derzeit den zwei Meter hohen Zaun entlang der Bautrasse von Rambin in Richtung Rothenkirchen auf, damit Wildgänse und Kraniche nicht auf ihre angestammten Rastplätze verzichten müssen.

Der kurios anmutende Zaun wie auch mehrere aufgeschüttete Erdwälle auf dem zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Samtens und Altefähr wurden im Planfeststellungsbeschluss festgeschrieben. »Wir möchten verhindern, dass Vögel von den Arbeiten irritiert und davon abgehalten werden, in dem Gebiet zu rasten«, sagte Joachim Rascher von der Planungsgesellschaft Deges am Dienstag. Die mit dem Bauvorhaben beauftragte Deges achtet derzeit penibel auf die Einhaltung der in den Genehmigungen festgeschriebenen Umweltmaßnahmen für den insgesamt 20 Kilometer langen, dreispurigen Straßenbau. Hintergrund ist eine immer noch vor dem Bundesverwaltungsgericht Leipzig anhängige Klage der Umweltverbände BUND und Nabu. Mit einer Entscheidung wird frühestens 2012 gerechnet.

»Der Zaun ist besser als nichts«, sagte Rügens Chefin des Umweltverbandes Nabu, Marlies Preller. Umweltschützer bezweifeln allerdings, dass sich mit dem Zaun die aus ihrer Sicht starken Beeinträchtigungen der Wildvögel vermeiden lassen. Sie fordern einen Stopp des Straßenbaus. »Mit jedem Bautag steigt das Risiko, dass der Bund Geld in den Sand setzt, weil er nach dem Gerichtsurteil die Straße zurückbauen muss.« Erst im Juni 2011 hatte mit mehrjähriger Verzögerung der Bau der bei Umweltschützern umstrittenen Straße begonnen. Die Umweltverbände hatten für Ortsumgehungen und den Ausbau der bestehenden Straße plädiert, auf der es derzeit regelmäßig zu kilometerlangen Staus kommt. Die Sinnhaftigkeit einer Straße, die mitten auf der Insel endet und den Verkehr auf die bestehenden überfüllten Straßen zu den Seebädern lenkt, zweifeln sie an.

Wegen der vielen Bedenken wurden zwischen 2005 und 2009 drei Nachanhörungen im Genehmigungsverfahren erforderlich. Mit dem Planfeststellungsbeschluss waren die Verbände dennoch nicht zufrieden. Sie reichten wegen der weiterhin »erheblichen Eingriffe« in die Natur Klage ein. Das 80 Millionen Euro teure Straßenprojekt zwischen neuer Rügenbrücke und der Inselhauptstadt Bergen soll Ende 2015 fertiggestellt sein.

Die Kosten für Zaun und Wälle bewegen sich im niedrigen sechsstelligen Bereich und seien im Vergleich zur Gesamtinvestitionssumme von 80 Millionen Euro »eher marginal«, sagte Deges-Projektleiter Rascher.

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