USA im Schuldendilemma

Ratingagentur Fitch droht mit Herabstufung

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Kluft zwischen Demokraten und Republikanern ist tiefer denn je. Beide schieben sich im US-Schuldenstreit die Verantwortung gegenseitig zu. Eine Ratingagentur droht mit Konsequenzen.

Washington (dpa/nd). Neues Dilemma im US-Schuldenstreit: Nach monatelangen Verhandlungen ist eine überparteiliche Kommission mit dem Versuch gescheitert, ein gemeinsames Konzept zum Abbau des riesigen Staatsdefizits auszuarbeiten. Republikaner und Demokraten im Kongress wollen sich zwar im neuen Jahr weiter um einen Kompromiss bemühen. Doch machen gegenseitige Schuldzuweisungen die tiefe Kluft nur noch deutlicher. Zudem dürfte nun der Schuldenstreit Wahlkampfthema werden. Damit droht in Washington weitere Lähmung.

Nach dem ergebnislosen Ende der Verhandlungen am Montag soll es nun automatische Einsparungen von 2013 an geben. Das war zuvor für den Fall eines Scheiterns vereinbart worden. Der Löwenanteil soll dabei aus dem Verteidigungs- und Sozialbereich kommen. Mehrere Republikaner haben aber bereits erklärt, dass sie Einschnitte ins Pentagon-Budget verhindern wollten.

Präsident Barack Obama machte klar, dass er jeden Versuch vereiteln werde, sich aus diesen automatischen Einsparungen herauszustehlen. »Meine Botschaft ist schlicht: Nein«, sagte er am Montagabend (Ortszeit). Er werde solche Versuche mit einem Veto zu Fall bringen. Obama machte zugleich die Konservativen für das Scheitern verantwortlich. Durch ihr Nein zu höheren Steuern für Reiche hätten sie eine Einigung unmöglich gemacht.

Der US-Schuldenberg liegt derzeit bei 15 Billionen Dollar. Aufgabe des »Super-Komitees« war es, sich auf Einsparungen von mindestens 1,2 Billionen Dollar (880 Milliarden Euro) für die kommenden zehn Jahre zu einigen. Die automatischen Einsparungen sollen den gleichen Umfang haben und sich auch über den gleichen Zeitraum erstrecken.

54,7 Milliarden Dollar sollen nach Berechnungen der »Washington Post« allein jedes Jahr vom Verteidigungsbudget abgezogen werden. Das Blatt meint, dann müssten die Stärke des US-Heeres verringert und Rüstungsprojekte gestoppt werden. Verteidigungsminister Leon Panetta hatte bereits gewarnt, die US-Armee würde zum »Papiertiger« werden.

Angesichts der Uneinigkeit in Washington über ein gemeinsames Konzept drohte die Ratingagentur Fitch den USA mit Folgen für ihre Bonitätsbewertung. Konkret geht es um die Abstufung des Ausblicks der Kreditbenotung auf »negativ«. Derzeit bewertet Fitch die USA mit der Bestnote AAA, und der Ausblick steht auf »stabil«. Der Rückschlag im Kampf gegen die Schuldenkrise könnte »möglicherweise ein negatives Rating zur Folge haben«, teilte die Agentur am Dienstag mit. Dagegen sprachen sich die anderen großen Ratingagenturen Standard & Poor's sowie Moody's gegen eine Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit aus. Allerdings hatte S&P den USA schon im August die Bestnote AAA entzogen und die Bewertung auf das zweitbeste AA+ gesenkt.

Das Scheitern der Kompromisssuche hatten die Spitzenvertreter der Demokraten und Republikaner in der Kommission am Montagabend in einer gemeinsamen Erklärung bekanntgegeben. »Nach Monaten harter Arbeit (...) sind wir heute zu dem Schluss gekommen, dass es nicht möglich ist, gemeinsame Vorschläge beider Parteien zu machen«, hieß es darin. Und: »Wir bleiben hoffnungsvoll.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal