»Mars500«-Crew in München

Wissenschaftler untersuchen Auswirkungen von Isolation und Stress

  • Lesedauer: 2 Min.

Gut drei Wochen nach dem Ende der Mission »Mars500« haben Wissenschaftler an der Uniklinik München die Auswirkungen von Isolation und Stress auf die Teilnehmer untersucht. Sechs Teilnehmer aus Russland, China, Frankreich und Italien hatten in Moskau dafür 520 Tage in einem nachgebauten Raumschiff gelebt und eine Reise zum Mars simuliert.

»Das Immunsystem zeigt deutliche Veränderungen«, sagte dazu am Sonntag der Leiter des Stressprojekts von der Klinik für Anästhesiologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), Alexander Choukèr, in München. Nähere Ergebnisse erwarte er aber erst in einigen Wochen. Am 4. November hatten die sechs Probanden nach dem gefühlten Flug von 100 Millionen Kilometern die »Blechbüchse« verlassen. Vier der sechs »Marsianer« unterzogen sich in München erneut Untersuchungen.

Unter anderem wurden bei den Mars500-Probanden Romain Charles, Diego Urbina, Wang Yue und Suchrob Kamolow Magnetresonanztomographien des Gehirns angefertigt. Außerdem sollten Proben von Blut, Speichel und Atemluft entnommen werden. Untersucht wird, wie sich der Stress durch Isolation und ungewohnte Lebensbedingungen auf den Menschen auswirkt und ob sich die Gehirnstruktur der Teilnehmer verändert hat. Das Experiment ist eins von 106 Experimenten des »Mars500«-Projektes. Elf der Experimente laufen in Deutschland.

»Mars500« sei das längste Isolationsexperiment, das es je gegeben habe, unterstrich Choukèr. Deshalb seien die Daten sehr wertvoll. Möglich seien auch Rückschlüsse auf andere Bereiche, etwa Forscher in der Arktis, die monatelang abgeschieden von der Außenwelt ausharren müssten. Auch für Patienten, die hohem Stress ausgesetzt waren und unter posttraumatischen Belastungsstörungen litten, könnten die Ergebnisse Relevanz haben.

Bei »Mars500« hatten die Teilnehmer in dem röhrenförmigen Modul kaum Kontakt zur Außenwelt und wurden von Medizinern und Psychologen beobachtet. Die virtuelle Reise ins All soll Erkenntnisse für einen Flug zum Mars in vielen Jahren liefern. dpa

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal