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Pakistan boykottiert Bonn

Nach NATO-Angriff Absage an Afghanistan-Konferenz

  • Lesedauer: 2 Min.

Der NATO-Luftangriff auf zwei pakistanische Grenzposten am Wochenende zeigt nun auch auf dem diplomatischen Parkett sichtbare Folgen: Wie ein Regierungssprecher nach einer Sondersitzung des Kabinetts in Lahore am Dienstag mitteilte, werde Pakistan die internationale Afghanistan-Konferenz in Bonn am kommenden Montag aus Protest boykottieren. Sie soll zehn Jahre nach dem Sturz der Taliban und der Stationierung westlicher Truppen Weichen für die Zukunft am Hindukusch stellen. Ohne Mitwirken Pakistans gilt es aber als kaum möglich, Frieden und Stabilität im Nachbarland Afghanistan zu erreichen.

Angesichts 24 getöteter Soldaten hatte Islamabad schon zuvor eine Überprüfung der Zusammenarbeit mit der NATO und den USA angekündigt. Zwei für die Versorgung der ISAF-Truppen in Afghanistan wichtige Grenzübergänge wurden geschlossen. An Washington erging die Aufforderung, den Luftwaffenstützpunkt Shamsi in der Provinz Balutschistan binnen 15 Tagen zu räumen. Die CIA soll ihn als Basis für ihr geheimes Drohnenprogramm gegen die Taliban und das Terrornetzwerk Al Qaida in den pakistanischen Stammesgebieten nutzen. Dabei gibt es immer wieder zivile Opfer.

Thomas Ruttig, Co-Direktor des unabhängigen Think-Tanks Afghanistan Analysts Network, bezeichnete die Situation nach dem blutigsten Grenzzwischenfall seit Beginn des Krieges als »sehr kritisch«. Sowohl die amerikanisch-pakistanischen als auch die afghanisch-pakistanischen Beziehungen seien davon betroffen. Das Protestbündnis gegen die Afghanistan-Konferenz kritisierte gestern die Einsätze im Grenzgebiet und die gezielte Liquidierung von Aufständischen generell als völlig kontraproduktiv. Das Bonner Treffen sei damit obsolet. Derweil hat das US-Zentralkommando Centcom eine eigene Untersuchung des schweren Zwischenfalls angekündigt. Der Report soll bis zum 23. Dezember vorliegen.

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