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Belgrad und Teheran

Kommentar von Roland Etzel

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Aufregung in London wie überhaupt im Westen um die zeitweilige Botschaftsbesetzung in Teheran ist groß, künstlich groß. Es war gewiss keine, wie von Iran behauptet, spontane Aktion von Studenten. Und ein grober Rechtsverstoß war es auch. Aber, das übliche Feldgeschrei einmal überhört, außer ein bisschen Hausrat ist doch nichts und niemand zu Schaden gekommen. Es gibt über das Erwähnte hinaus also keinen Grund, Gleichsetzungen mit der Besetzung der US-Botschaft 1979/80 in Teheran für angebracht zu halten.

Wer dies heute in Berlin, London oder Washington dennoch tut und nach UNO oder Strafgerichtshöfen ruft, sollte zumindest die Frage beantworten, warum er das bei gravierenderen Fällen der Verletzung des Status einer diplomatischen Vertretung früher unterlassen hat: zum Beispiel als NATO-Bomber am 7. Mai 1999 die chinesische Botschaft in Belgrad in Trümmer legten, wobei vier Personen starben. Gestern verurteilte die deutsche Außenamts-Staatssekretärin Haber die Ereignisse in Teheran »auf das schärfste«. Vor elf Jahren gab es von deutscher Seite nicht den Funken eines Protestes, nicht einmal nachdem der Londoner »Observer« den Vorsatz der Bombardierung nachgewiesen hatte.

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