An der Wiege in Caracas

Kommentar von Gerhard Dilger, Porto Alegre

  • Lesedauer: 1 Min.

B ei der Geburt der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) fehlte es nicht an Symbolen: Gastgeber war Hugo Chávez - jener Präsident, der wie kein zweiter für die Integration des Subkontinents streitet. Die CELAC-Gründung fällt mit dem 200. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung Venezuelas zusammen. Und den CELAC-Gipfel 2013 - nach dem in Chile 2012 - soll das von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) geächtete Kuba ausrichten.

Es ist ein Erfolg, dass die 33 Staaten Lateinamerikas und der Karibik über ideologische Unterschiede hinweg nun ohne die Bevormundung durch nördliche Industriestaaten tagen. Doch die Genugtuung darüber sollte nicht den Blick für die Mühen der Ebene trüben. Ohne Beteiligung der Bevölkerung und mit einer Oberschicht, die externen Interessen verpflichtet ist, sei eine »zweite Unabhängigkeit« nur schwer zu erringen, warnte Uruguays Staatschef José Mujica in Caracas.

Ein Beispiel: Dem löblichen Bekenntnis der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff zur »solidarischen Integration« steht die reale Expansion brasilianischen Kapitals gegenüber. Das schert sich weder zu Hause noch in den Nachbarländern um Bedürfnisse der Bevölkerung oder der Umwelt. Geölt wird dieses »subimperialistische« Modell durch Kredite der staatlichen Entwicklungsbank BNDES. Die »Bank des Südens« dagegen steht noch immer nur auf dem Papier.

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